Kratzers Wortschatz:So was Scheenes zur Weihnachtszeit

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"Früher war mehr Lametta", stellte einst Opa Hoppenstedt fest. Der Weihnachtsschmuck hat sich überlebt, dabei hat er immer noch viele Anhänger. Genauso wie die Mettenwürste, die am Heiligen Abend verzehrt werden

Kolumne von Hans Kratzer

Lametta

Loriots Fernsehsatire "Weihnachten bei Hoppenstedts" von 1978 zählt zu den Klassikern der Fernsehgeschichte. Vor allem Opa Hoppenstedt hat sich ein Denkmal gesetzt, indem er eine Klage von großer Hellsichtigkeit anstimmte: "Früher war mehr Lametta!" Nicht nur, dass sich das klassische, aus Stanniol gefertigte Lametta überlebt hat, es wird seit 2016 auch nicht mehr hergestellt. Vor diesem Hintergrund hat uns Leser Georg Kahle eine Geschichte mitgeteilt, die er in der Marienkapelle Altötting erlebt hat: Vor dem Altar zwei Herren, jeweils auf der Leiter, schmücken den circa vier Meter hohen Christbaum mit Lametta, sie sind mittlerweile schon auf halber Höhe angelangt. Ein älteres Ehepaar betritt den Altarraum und betrachtet die Handlung der beiden mit offensichtlichem Wohlwollen, bevor sie sich in den Gebetsstuhl neben mir begeben. Nachdem sie Platz genommen haben, meint der Mann: "Schaug dir den Baum oo, is des net schee!" Frau: "A so schee!" Mann: "Ja, a so was Scheenes, is halt a Lametta." Darauf eine andere Frau, eine Reihe davor: "Und de Fabrik hamms heit zugsperrt." Mann: "Ja warum denn des?" Frau: "Weils angeblich giftig is, wega dem Blei." Mann: "A so ein Schmarrn, wos doch a so schee is!"

Mettenwürste

Vor dem Weihnachtsfest wurde früher auf den meisten Höfen ein Schwein geschlachtet. Fleisch war damals ein kostbares Nahrungsmittel, das nur an Feiertagen aufgetischt wurde. Nicht alle gingen zur Christmette, die Daheimgebliebenen mussten das Essen zubereiten. Die Brotsuppe und das Kraut, die fetten Mettenwürste und das Schweinerne. Denn nach der Mette eilten die Kirchgänger nach Hause, von der Kälte durchdrungen und geplagt von einem Loch im Bauch. Der Heilige Abend war schließlich ein strenger Fasttag, und jetzt hatten alle einen Mordshunger. Einen schönen Beleg findet man in einer Weihnachtsgeschichte von Wilhelm Dieß aus dem Jahr 1947: "Dann begaben die Hirten sich in den Pfarrhof und erlabten sich, Gäste des Pfarrers, an Suppe und Mettenwürsten - und was waren das dazumal (2. Hälfte des 19. Jahrhunderts) für köstliche Würste."

© SZ vom 24.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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