Kratzers Wortschatz:So ein Ramasuri um "das" Musikantenstadl

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Andy Borgs letzter Auftritt in der Kultsendung bringt viele Fans zum Weinen und so manchen Berichterstatter aus dem Takt, zumindest in sprachlicher Hinsicht.

Der Stadl

Neun Jahre lang durfte der Sänger und Moderator Andy Borg das schunkelfreudige TV-Publikum durch die Kultsendung "Musikantenstadl" geleiten. Am Samstag musste er nach dem Willen von ARD und ORF Abschied nehmen. Vielen war zum Weinen, als Borg zum letzten Mal sang und Servus sagte. Auch der eine oder andere Berichterstatter im Medienpulk geriet angesichts dieser historischen Stunde aus dem Takt, zumindest sprachlich, wie kurz darauf den Online-Berichten über das Herzschmerzfinale zu entnehmen war. "Letztes Musikantenstadl" mit Andy Borg war da beispielsweise zu lesen. Hipstern, Städtern und Reportern ist halt nicht mehr geläufig, was ein Stadel respektive Stadl einst für eine Funktion hatte, bevor er in eine TV-Bespaßungsanstalt umfunktioniert wurde. Eigentlich ist ein Stadl ein wichtiges Gebäude eines Bauernhofs. Man versteht darunter eine frei stehende Scheune, in der zum Beispiel das Heu gelagert wird. Das Stadl zu schreiben, gilt im vielsprachigen Bayern als eine Verirrung von ähnlicher Qualität wie das Mass und das Chiemgau.

Zirkus

Bernhard Paul, Direktor des Zirkus Roncalli, hat sich über Ministerpräsident Horst Seehofer geärgert. Der hatte am Samstag beim CSU-Bezirksparteitag gesagt, Griechenlands Regierung biete seit Wochen einen Zirkus, den man so schnell wie möglich beenden sollte. "Das ist eine Beleidigung für jeden gut geführten Zirkus, der von der Ehrlichkeit und der Präzision lebt", konterte Paul. "Was in Griechenland geschieht, ist genau das Gegenteil von einem gut geführten Zirkus." Sein Unternehmen erhalte keinerlei Subventionen. Auch deshalb sei Seehofers Formulierung für ihn herabwürdigend. Wenn etwas in Unordnung geraten ist oder wenn sich jemand ungebührlich verhält, verwendet man durchaus die Redewendung: "Was macht denn der für einen Zirkus!" Vermutlich ist das nicht mehr zeitgemäß. Seehofer könnte ja stattdessen auf den herrlichen alten Begriff Ramasuri zurückgreifen. Ramasuri bedeutet Durcheinander, Chaos, Tumult und Trubel. Vermutlich kommt das Wort aus dem Italienischen. Die Italiener gebrauchen ähnlich klingende Wörter, wenn etwa Kinder recht laut und ausgelassen sind oder wenn das Finanzgebaren der Freunde aus Griechenland gewürdigt wird.

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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