Kratzers Wortschatz:Skistars Feller und Matt haben hasardiert

Wer heutzutage zu sehr ins Risiko geht, landet trotzdem nur sehr selten in einem Wiedhaufen

hasardieren

Der Nachtslalom im österreichischen Skiort Schladming ist alljährlich ein Höhepunkt im alpinen Weltcup-Zirkus. Dort sorgen aber nicht nur die Skifahrer für Kurzweil, sondern auch die Moderatoren des Bayerischen Fernsehens. Bernd Schmelzer und der frühere österreichische Slalomstar Rainer Schönfelder lieben es, das TV-Publikum während der Liveübertragung mit lockeren Sprüchen bei Laune zu halten. Diesmal wurde Schönfelder wegen der allzu riskanten Fahrten seiner Landsleute Michael Matt und Manuel Feller nervös. "Er hat schwer hasardiert jetzt", klagte er, nachdem Matt eingefädelt hatte. Slalomkollegin Michaela Kirchgasser hatte schon vor Jahren, nachdem sie einen Stockerlplatz ergattert hatte, allen Slalomfahrern geraten: "Nicht sinnlos hasardieren, sondern cool attackieren." Ein Skifahrer, der hasardiert, geht ein unnötiges Risiko ein und setzt dabei alles aufs Spiel. Bekannt ist das Hasardspiel, ein gewagtes Spiel oder Unternehmen. Das Wort ist entlehnt aus dem Französischen, wo jeu de hasard eine Art Würfelspiel benennt. Auch das Arabische schwingt mit, denn die Würfel zum Spielen heißen dort az-zahr.

Wiedhaufen

In der vergangenen Woche wurde in dieser Kolumne das in der SZ selten zu lesende Wort Wiedhaufen erwähnt. Eine Leserin hatte, nachdem sie im Fernsehen der vom Wind zerzausten US-Präsidentengattin Jill Biden ansichtig geworden war, die Frage gestellt: "Is des a Frisur oder a Wiedhaufa?" Mehrere Leser haben dies kommentiert, wobei sich zeigte, dass das Wort Wied nicht überall in Bayern verwendet wird. In seinem Bekanntenkreis in Straubing, schrieb ein Leser, sei der Ausdruck unbekannt. Ein Münchner Leser wusste dagegen, dass es sich um Reisig, um klein gehackte Holzabfälle handelt. Um einen Wiedhaufen herzustellen, muss man den Wied hacken und ihn zu Bündeln binden. Das war eine Beschäftigung, die früher im Herbst erledigt wurde. Nicht vergessen hat der Autor jene aufregenden Stunden der Kindheit, in denen die Großmutter beim Wiedhacken stundenlang fantastische Geschichten erzählte, in denen es vor Geistern und Unholden nur so wimmelte. Die Kinder hörten gebannt zu und behielten schon deshalb das Wiedhacken in bester Erinnerung.

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