Kratzers Wortschatz:Lola Montez, Mätresse und Mistmatz

Die Matz als Klassiker des bayerischen Schimpfwörterkanons feiert im Fernsehen ihr unverhofftes Comeback - während die Lokalblätter aus dem Werdenfelser Land das Gungln zu Papier bringen

Glosse Von Hans Kratzer

Mistmatz

In der ZDF-Serie "Rosenheim Cops" hat der von Dieter Fischer gespielte Kommissar Stadler neulich ein grobes Schimpfwort verwendet. Nachdem er bemerkt hatte, dass am Scheibenwischer seines Wagens ein Strafzettel festgeklemmt war, schimpfte er: "So eine Mistmatz!" Er meinte damit wohl die Parkwächterin. Die Matz gilt als Klassiker im bayerischen Schimpfwörterkanon. Als die CSU-Rebellin Gabriele Pauli anno 2007 im Münchner Löwenbräukeller groß herumtönte, pulverte ein Stammtischgast: "Is des a freche Matz!" Ursprünglich wurde eine läufige Hündin als Matz bezeichnet, auch auf Dirnen und Huren war dieses Wort gemünzt. Dann übertrug man es auf böse Frauen. Heute als Matz bezeichnet zu werden, ist eine handfeste Beleidigung, die durch Komposita wie Dreckmatz, Schintermatz oder eben Mistmatz noch an Gehalt gewinnt.

Die Dame Lola Montez, die in diesen Tagen 200 Jahre alt geworden wäre, erfährt in den aktuellen Würdigungen reichlich Bewunderung, auch in der SZ wurde sie als "modernste Frau des 19. Jahrhunderts" gelobt. Und doch erfüllte sie zumindest in ihrer Münchner Zeit alle Kriterien, um als Mistmatz durchzugehen. Dass sie sich in Bayern aufführte wie eine Wilde, hebt weniger ihre frauliche Modernität hervor als vielmehr die blamable Schwerenöterei von König Ludwig I., die ihn zu Lolas wehrlosem Kasperl machte.

Gungl

Wie den Lokalblättern zu entnehmen war, hat es den Maschkera im Werdenfelser Land schwer gestunken, dass sie wegen der Coronakrise nicht zum Gungln gehen durften. Was aber versteht man unter dem Wort Gungl? Peter Wimmer aus Mittenwald verwies in einem Leserbrief auf Schmellers altes Wörterbuch, wo unter Gunkel die Bedeutung Spinnstube zu finden ist, also die Zusammenkunft an Winterabenden, um zu spinnen und zu plaudern. In der Fasnachtszeit kamen auch Männer zu diesen Treffen, und zwar als Maschkera. Im 19. Jahrhundert verlagerten sich diese Fasnachtsgungln in die Wirtshäuser. Wimmer scheibt: "Man geht zum Maschkeragehen hinaus und zum Gungln hinein." Gunglabende wurden auch früher schon verboten, "aus Sorge um die Sittlichkeit, heute aus Sorge um die Gesundheit", wie Wimmer resümiert.

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