Süddeutsche Zeitung

Kratzers Wortschatz:Lateiner lieben Anten

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Denn viele ähnlich lautende bayerische Ortsnamen kommen keineswegs vom Federvieh, sondern von römischen Siedlungen

Antenfressen

Neulich ist an dieser Stelle das Wort Anten (Ente) durchleuchtet worden, was ein riskantes Unterfangen war. Dass Anten in bayerischen Ortsnamen weniger mit der Ente als vielmehr mit der lateinischen Präposition ante zu tun hat, schimmerte in den schulischen Erinnerungen des Autors zwar durch. Aber es war halt zu verlockend, Ortsnamen wie Antenbichl, Antenloh oder Antenfressen vom Federvieh her zu interpretieren. Allerdings hat die SZ viel zu aufmerksame Leser, als dass man sich an ihnen mit Ungereimtheiten vorbeimogeln könnte. In papierenen und elektropostalischen Briefen wurde moniert, der im Artikel zitierte Ort Antenfressen im Landkreis Altötting habe nichts mit den lieben Anterln zu tun, er leite sich vielmehr vom Lateinischen ab. SZ-Leser Rüdiger Herrmann vermutet, eine Römervilla im Umfeld habe wohl "ante forestam" geheißen. Der lateinische Name sei sozusagen im Laufe der Jahrhunderte in Unkenntnis der romanischen Herkunft "verhuraxdaxt" worden. Heidemarie Eckel merkte an, die in Kirchenbüchern üblichen lateinischen Ortsbezeichnungen seien im Dialekt verschliffen worden, den Rest hätten dann Kartografen der Montgelas-Zeit erledigt, indem sie Namen kleinerer Orte gemäß der Mundart der Ureinwohner aufnotierten. So kamen Ortsnamen wie Antenfressen zustande. Erwähnt sei noch die Theorie der Namenforscher Stefan Hackl und Susanne Franke, die Antenfressen vom mittelhochdeutschen Wort antfrist ableiten, was so viel wie Ausdeuter oder Erklärer bedeutet. Demnach wohnte in Antenfressen einst ein Antfrist, der den Schriftunkundigen die Lehensverträge auslegte.

Bloody Maniac

Als wuider Hund gilt in Bayern ein wagemutiger Kerl (SZ vom 5. Oktober). Leser Armin Bickel merkte dazu an, nicht nur in München würden Schimpfwörter als Ausdruck der Bewunderung verwendet. "Vor Jahren hörte ich in London einen Mann seinen Freund quer über die Straße begrüßen: Spider, you bloody maniac!" (du blöder Verrückter!). "War natürlich freundlich gemeint", schreibt Bickel.

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Quelle:
SZ vom 26.10.2015
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