Kratzers Wortschatz:Impn angeln, Wepsn stechen

Wepsn drangsalieren die Menschen im Sommer gerne, kaum jemand weiß aber, wie Bienen im Dialekt heißen. Und dann ist da noch der Rostkübel, der eine schöne Ergänzung erhält

Kolumne von Hans Kratzer

Imp und Weps

Die Hitze, das reife Obst, die Eisbecher - ideale Lebensbedingungen für Genießer, aber auch für Wespen, die eben die Genießer im Freien gerne drangsalieren. Im Bairischen heißt die Wespe Weps, deshalb sagt man: "A Weps hod mi gstocha." Viele neigen dazu, fälschlicherweise fast jedes surrende und stechende Vieh als Weps zu benennen, denn sie können Wepsn nicht mehr von Bienen unterscheiden, die im Bairischen wiederum Impn heißen. Stephan Kattari hat uns vor längerer Zeit mit der Frage erfreut, ob es das heute noch gibt, dass jemand von einem "Imp g'angelt" worden ist. Früher sei das "diam amoi" vorgekommen. Ein schönes Sprachbild, dass einen ein Imp angelt. Ein Weps dagegen angelt einen nicht, sondern er sticht einen. Der Imp büßt, wenn er sein Opfer angelt, mit seinem Leben. Der Bienenstachel ist mit einem Widerhaken versehen, der mit dem Stechapparat in der Haut des Opfers stecken bleibt. Der Imp stirbt an dieser Wunde. Der Weps zieht seinen Stachel wieder heraus und lebt weiter. Das ist einer der Unterschiede zwischen Weps und Imp.

Sauschleifer

Im Bayerischen Fernsehen wird zurzeit die Polizeirevier-Serie "München 7" wiederholt, die schon wegen des dort zelebrierten Dialekts unterhaltsam ist. Da sind Wörter zu hören, wie man sie nur noch in der Großmarkthalle oder in einem der alten Wirtshäuser rund um den Viktualienmarkt hört. Neulich sagte im Film der Werkstattbesitzer Zagreb zu seiner Freundin, als eine alte Klapperkiste auf seine Werkstatt zurollte. "Du, der Hans soi dafür sorgen, dass der mit seim Sauschleifer wieder aussefahrt, so was richt ma ned!" Es gibt im Bairischen etliche Wörter für alte Autos, Schinterkarrn, Rostkübel, Schäsn . . . Sauschleifer ist eine originelle Ergänzung. Es beinhaltet das verstärkende Suffix Sau-, das im Bairischen sehr beliebt ist (saugut, sauteuer), in Verbindung mit dem Wort Schleifer. Da hört man förmlich das Geräusch, das in der Regel nichts Gutes verheißt, im Auto erst recht nicht. Der Schaarschleiffa (Scherenschleifer) mit seinem Schleiffakarrn stand einst in keinem guten Ruf. Es war fast ein Schimpfwort: "Du Schaarschleiffa, du windiger!", hieß es, oder: "Der hat a Fotzn wia a Schaarschleiffa!" Das heißt: Der redet ein bissl zu frech daher.

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