Kratzers Wortschatz:Hat ebba ebba ebbs gsagt?

Ebba ist ein Synonym für das Pronomen "jemand" und kommt aus dem Mittelhochdeutschen. Ebba kann aber auch im Sinne von "etwa" verwendet werden. Und das Pronomen davon heißt "ebbs"

ebba

Skisprung-Weltcupsieger Severin Freund ist nach einer langen Saison in den Bayerischen Wald zurückgekehrt. Auf Empfängen in Waldkirchen und Breitenberg wurde der Sportler gebührend gefeiert. Und ein stolzer Bürger aus Waldkirchen sagte einen interessanten Satz in ein Fernseh-Mikrofon: "Jetz hamma aa ebban!" Er meinte damit: Nun haben auch wir im Bayerischen Wald einen Star! Eine sprachliche Perle ist dabei das Wörtlein ebban, die Akkusativform von ebba. Ebba ist ein Synonym für das Pronomen "jemand" und kommt vom mittelhochdeutschen etewer. In der Bedeutung "jemand" scheint ebba oft in einer Frage auf: Host ebban kennt? (Hast Du jemanden gekannt?). Ebba kann aber auch im Sinne von "etwa" verwendet werden. In Rita Falks Roman "Dampfnudelblues" findet sich die Frage: "Ist das ebba nicht gut?" In Wugg Retzers Erzählsammlung "Der Stier von Pocking" fragt ein Bursche: "Was bistn du für oane? Ebba gar - die Zenz?"

ebbs

Das Pronomen "etwas" heißt im Bairischen nicht ebba, sondern ebbs. "Ebbs Guads und ebbs Billigs!", so pries einst so mancher Kleinhändler seine Waren an. Kompliziert wird es nur, wenn ebbs in mehreren Bedeutungen in einem Satz verwendet wird. In Merkles Bairischer Grammatik ist ein Satz zu finden, der die verschiedenen ebba-Bedeutungen lustvoll zusammenzwängt: "Hat ebba ebba ebbs gsagt?" Das heißt: Hat etwa jemand etwas gesagt? Der Bund Bairische Sprache zitiert ein ähnliches Beispiel: "Hod Dir ebba ebba ebbas do?" - Hat Dir etwa jemand etwas getan? Ohne das Wörtlein ebbs wäre das Bairische arm dran. Auf großen Bauernhochzeiten hieß es einst: "Die Hochzeit derf scho ebbs kosten. Wo ebbs is, da kimmt meistens no ebbs dazua!" Hier hören wir nun auf, damit unten no a bissl ebbs übrig bleibt.

wir waaradn

Die letzte Woche erörterte Erweiterung bairischer Verben mit dem Suffix -ad für die Konjunktivbildung gilt nur für 1. und 3. Person Singular, wie SZ-Leserin Burgl Block angemerkt hat. Natürlich wird auch der Konjunktiv dekliniert: du waara(d)sd - wir waaradn - es waarads - sie waaradn.

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