Kratzers Wortschatz:Glücksschwein gerät in die Fänge der Polizei

Die Spar-Sau, die ein Unbekannter auf eine Gartenmauer setzte und daraufhin erkennungsdienstlich behandelt wurde, hatte die Ausmaße eines Weihnachters. So nannte man früher die Schweine, die für das Weihnachtsmahl hergemästet wurden

Von Hans Kratzer

Jänner

Die Regionalsprache genießt in Österreich einen höheren Status als in Bayern. Die Bayern tun sich durch ihre Anpassungszwänge an das Deutsche weitaus schwerer, ihren alten Wortschatz zu bewahren. Ein gutes Beispiel für die unterschiedliche Sprachentwicklung bietet der Monatsname Januar. Einst war der Jänner ein gesamtdeutsches Wort, das noch in der bayerischen Königsproklamation von 1806 zu lesen ist. Vor allem die Reichsgründung 1871 und ein dadurch bedingter zentralistischer Druck von preußischer Seite haben den bairischen Wörterbestand geschwächt. Viele Begriffe wurden eingedeutscht. In Österreich hat es diesen innerstaatlichen Zwang nicht gegeben. Deshalb wird dort der Jänner (mittelhochdeutsch jenner) offiziell benutzt, während Bayern nur noch das in Deutschland übliche lateinische Lehnwort Januar kennt.

Weihnachter

Als Weihnachter wurde früher ein für das Weihnachtsmahl gemästetes Schwein bezeichnet. Nun feierte das Wort in der Polizeiinspektion (PI) Altötting eine Auferstehung. Im Tagesbericht der PI war zu lesen: "Irgendwie ,Schwein gehabt' hatte ein Altöttinger, als er vor Weihnachten in seinem Vorgarten ein ebensolches vorfand." Tatsächlich hatte jemand dem guten Mann eine imposante (Spar-)Sau auf die Gartenmauer gesetzt. Weiter hieß es: "Mit einer Länge von 65 Zentimetern von der Schnud bis zum Schwanzl war das Geldsammelbehältnis aus Ton größenmäßig irgendwo zwischen Frischling, Spanferkel und Weihnachter einzuordnen." Die Beamten der PI Altötting nahmen sich des Schweindls an. Es wurde erkennungsdienstlich behandelt und wartet nun auf seinen Besitzer. "Aber vielleicht ist's auch nur ein entlaufenes Glücksschwein, mit dem die Polizeiinspektion Altötting ein gutes neues Jahr 2018 wünscht!", endet der Bericht der humorbegabten Polizisten.

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