Kratzers Wortschatz:Fiesch mit Kepf, Witz mit Fotzn

Wie der Bayer einen Plural bildet, und wie er auf vulgäre Beleidigungen zu antworten pflegt

Diesch und Fiesch

In der BR-Serie "Dahoam is Dahoam" hat der Schauspieler Eisi Gulp neulich zwei Fische zubereitet. Interessant war Gulps Pluralbildung: "In einer Stund' san de Fiesch fertig", sagte er. Es belustigt Besucher aus dem Norden, wenn ihre bayerischen Landsleute ankündigen, dass man jetzt "an Fiesch" oder "etliche Fisch" kaufen werde. Mittlerweile verwenden aber auch bayerische Mundartsprecher lieber die deutsche Pluralform Fische. In einem Wirtshaus in Ampfing studierte kürzlich ein Ehepaar, das bairisch sprach, mit zwei Töchtern die Speisekarte. Da fragte der Vater: "Woits ihr Fische?" Früher hätte er gefragt: "Mögts an Fiesch?"

Im Bairischen wird der Vokal vor weich gesprochenem Mitlaut lang gesprochen, vor hart gesprochenem Mitlaut aber kurz. Der Tisch ist deshalb der Diesch, der Fisch der Fiesch. Dialekt-Lehrbücher verlangen freilich im Plural dieser Wörter ein kurzes i und hartes sch: Es heißt also Disch (Tische) und Fisch (Fische). Diese Regel gilt auch beim Kopf - der Singular lautet Koopf, der Plural Kepf. Dass Eisi Gulp und manche andere die Pluralform Fiesch bevorzugen, steht also im Widerspruch zur bairischen Grammatik, klingt aber trotzdem echt. Zuletzt sei angemerkt, dass unser Zitat von neulich ("Griasdi oide Wurschthaut!") laut Hinweis eines Lesers ursprünglich geheißen hat: Griasdi oide Fieschhaut! In der weiblichen Version heißt es eher: Lass di griassn, oide Schiassn!

Fotzn

Im aktuellen Lieblingswitz unseres Kollegen L. sagt der Bub: "Vadda, i möcht a Geschlechtsumwandlung!" Der Vater erwidert: "A Fotzn konst ham!" Um über diesen Witz gebührend lachen zu können, muss man mindestens wissen, dass der bairische Begriff Fotzn ein Synonym für Watschn und keinesfalls sexuell konnotiert ist. Letzteres ist nur beim ähnlich klingenden, aber vulgären deutschen Wort Fotze für das weibliche Geschlechtsorgan der Fall. Grobiane verwenden Fotze auch als beleidigendes Schimpfwort für Frauen - in Bayern kassiert der Beleidiger für einen solchen verbalen Fehltritt eine Fotzn.

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