Süddeutsche Zeitung

Kratzers Wortschatz:Die Wahrheit über den Hennasprenga

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Ein Mundart-Experte erklärte bei einem Sprachquiz auf dem Oktoberfest, ein Hennasprenga sei ein kleiner, scharfer Hund. Diese Erklärung führt jedoch auf eine völlig falsche Fährte.

Von Hans Kratzer

Hennasprenga

Der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte hat auf dem Oktoberfest per Fragebogen die Bairisch-Kenntnisse der Besucher getestet. Da wurden Wörter wie Schusser und Heigeign abgefragt, der Förderverein versteht sich auf die alten Begriffe. Beim Wort Hennasprenga mussten die Kandidaten die Lösung aus folgenden Vorschlägen suchen: a) kleiner, aber scharfer Hund, b) rowdyhafter Autofahrer und c) kleines Motorrad. Hier täuschte sich allerdings der Juror, ein gestrenger älterer Herr. Er wollte einer Kandidatin, die richtigerweise das kleine Motorrad angekreuzt hatte, weismachen, ein Hennasprenga sei ein kleiner Hund. Dass die Frau ihm das nicht glaubte, ärgerte ihn, vielleicht hielt er sie auch für eine bläde Henna. Nachsichtig merkte er an, er wolle kein Dipferlscheißer sein, dann sollst halt recht haben. Offen bleibt, wie der Förderverein das Wort Hennasprenga künftig erklären will. Er könnte es durch das Wort Schnauferl ersetzen. Auch das ist ein Moped, dessen schnackelnder Motor Hühner erschreckt und versprengt.

Kemmans wieder!

Kürzlich endete ein Einkauf in einer kleinen Dorfener Bäckerei mit der freundlichen Aufforderung der Seniorchefin: "Kemmans wieder!" Diese Worte, das Ladengeschäft doch wieder zu beehren, hörte man früher häufig. Leider schwindet die Zahl der kleinen Bäckereien und Läden in rasendem Tempo dahin, sie haben keine Chance mehr gegen die Multis, Konzerne und Discounter. So klingt das vertraute "Kemmans wieder!" wie ein Abgesang. Viele Kunden kommen leider nicht mehr, sie folgen lieber den Lockrufen des Internets und der Großketten, von denen sie die freundliche Zuwendung der kleinen Läden gewiss nie erfahren werden. Aber sie sind halt manchmal um ein Fünferl billiger.

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Quelle:
SZ vom 09.10.2017
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