Kratzers Wortschatz:Die Wälder sind voller Dobernickel

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Der Herbst ist die Hochzeit der Schwammerlsucher. Und zurzeit können sie einen Steinpilz nach dem anderen brocken

Dobernickel

Wegen des trockenen Sommers war von den Waldpilzen lange Zeit nichts zu sehen. In den vergangenen Wochen aber schossen die Schwammerl förmlich aus dem Boden. Jene Glücklichen, die gute Schwammerlplätze kennen, berichten von Rekordfunden, vor allem Steinpilze waren zuletzt in einem ähnlichen Überfluss vorhanden wie Äpfel und Zwetschgen. Man musste die Schwammerl nicht mehr suchen, sondern nur noch brocken. Aus dem Bayerischen Wald berichteten Schwammerlfreunde unisono: "Mei, hob i vui Dobernickel gfunden!" Der Steinpilz hat ja mehrere Namen. Herrenpilz heißt er, weil er früher wohl unter Androhung von Strafen bei den grundbesitzenden Herren abgeliefert werden musste. An der Grenze im Osten ist der Steinpilz als Dobernickel (Dobernigl, Doberling) bekannt. Auch in Böhmen wird er so genannt, in dem Namen steckt das tschechische Wort dobry (gut).

brocken

Wer gute Schwammerlplätze kennt, der braucht die Pilze, wie schon gesagt, nur noch zu brocken. Aber nicht nur Schwammerl werden gebrockt, sondern auch Blumen (Bleame brocka), Kirschen, Beeren, Äpfel und nicht zuletzt die Hopfendolden. In der Hallertau kommen sogar Hopfenbrockmaschinen zum Einsatz. Eine saftige Erweiterung ist das Verb einbrocken. Früher brockte man zum Frühstück gerne alte Semmeln in das Milchhaferl, wo die hart gewordene Molle (das Innere der Semmel) bald aufweichte. Dann wurde das "teigige Geschlemm" (Oskar Maria Graf) unter lautem Schlürfen mit einem Löffel in den Mund geschoben. Hat sich einer ein Problem aufgehalst, sagt man: "Jetzt löffle die Suppe aus, die du dir eingebrockt hast!"

Scheeselack

Gert Hofmann teilte als Ergänzung zu dem Wort Schäsnlack mit, in Karlstadt (Unterfranken) gebe es das ähnliche Wort Scheeselack. Das sei ein Gemisch aus je einem Schoppen Weiß- und Rotwein, Cola, Erdnüssen und etlichen Cognacs. Das Getränk sei wie der Schäsnlack schwarz gefärbt.

© SZ vom 01.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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