abkasperln und zerhackeln
Am vergangenen Donnerstag haben sich ZDF-Moderatorin Marietta Slomka und SPD-Parteichef Sigmar Gabriel zur Freude des Fernsehpublikums ein Wortgefecht geliefert. Das Interview, das die Haltung der SPD-Mitglieder zum Koalitionsvertrag erhellen sollte, entwickelte eine hitzige Dynamik, da sich beide Parteien herzhaft angifteten, etwa nach der Art: "Frau Slomka, das stimmt nicht, was Sie sagen!" "Doch, das können Sie nachlesen!" "Tun Sie mir einen Gefallen, und lassen Sie uns diesen Quatsch beenden!"
So zog sich die Unterhaltung recht kurzweilig dahin. Im Bairischen ist diese Variante der kommunikativen Nächstenliebe, also das Sticheln, nur zu gut bekannt.
Slomka und Gabriel haben sich aus der Warte des südhochdeutschen Sprachgebrauchs nach allen Regeln der Kunst abgekasperlt. Man könnte sogar behaupten, sie haben sich zerhackelt (zhagglt), ja sogar zerkriegt (zkriagt). Strenge Mütter drohen ihren Kindern: "Wennst du net folgst, dann zerkriang mir uns!"
Goschn
Frau Slomka präsentierte während der angespannten Gefechtslage ihr allerstrengstes Gschau und verhielt sich gegenüber Gabriel zunehmend goschert (frech, respektlos) und bollisch (widerspenstig).
Der SPD-Chef sah nach den anstrengenden Koalitionsverhandlungen mitgenommen aus, fast wie dem Tod von Altötting (Doud vo Eding) sein Handlungsreisender, und er war dementsprechend motzert und fad. Sicher wird er sich gedacht haben: "Hoit endlich dei Goschn!" (halt die Schnauze, Slomka!).
Um die Form zu wahren, grantelte er in der Art eines Wolpertingers lediglich vor sich hin, ohne das Feuerschwert des Erzengels Gabriel zu zücken. Aber er hängte der lieben Frau Slomka die Goschn an (nachmaulen).
Die Gosche (Goschn) bezeichnet ein loses Mundwerk, die artverwandte Bappn auch ein mürrisches Gesicht (a Bappn ziang).