Süddeutsche Zeitung

Kratzers Wortschatz:Der Reichsmarschall und die gwamperte Sau

Sascha Mölders, Mittelstürmer der Sechzger, hat keinen Waschbrettbauch. Vielmehr wird er als "Wampe von Giesing" in die Geschichte eingehen. Das Wort Wampe ruft heitere Assoziationen hervor, weckt aber auch schlimme Erinnerungen

Kolumne von Hans Kratzer

Wampe von Giesing

Der Fußballer Sascha Mölders genießt bei den Fans des TSV 1860 München beste Sympathien. Erstens, weil er schon 36 Jahre alt, aber immer noch ein erfolgreicher Torjäger ist, zweitens, weil er den Waschbrettbauch-Wahn ad absurdum führt. Kürzlich ist Mölders im Spiel das Trikot verrutscht. Es kam ein gewölbter Bauch zum Vorschein, und gleich darauf war überall von der "Wampe von Giesing" zu lesen. Sportkamerad Mölders sah das locker, der Bauch sei das Ergebnis von einigen Bieren und ungesundem Essen. Der alte Spruch "Wann i mit meiner Wampn kannt, gangad i auf d'Kampenwand" gilt für ihn trotzdem nicht, dafür ist er noch fit genug. Früher bezeichneten Wörter wie wamba, wampa und wamma den Bauch an sich. Im Mittelhochdeutschen zielte die Bedeutung dann auf den dicken Bauch, dazu passen die Adjektive wampert und gwampert. Der Mallersdorfer Zollinspektor Franz Höferer wurde von den Nazis schikaniert, weil er den Reichsmarschall Göring "a gwamperte Sau" genannt hatte.

ummi und umma

Die Kabarettistin Eva Karl Faltermaier sprach im Bayerischen Fernsehen mit dem Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger über den Corona- Streit mit der CSU. "Mei, des is halt wia in einer Ehe", sagte Aiwanger, "wenn ma sich in einem Punkt ned einig is, dann redt ma halt über andere Sachen." "Wos zum Beispiel"? fragte Faltermaier. "Mei, übers Wetter, dass endlich wieder d'Sonn aufgeht und dass da Winter boid ummi is . . ." Im Kabinett wird sich außer Aiwanger kaum noch jemand finden, der das Adverb ummi verwendet. Es heißt vorbei, aber auch hinüber. "Wir fliegen auf Amerika ummi." Herüber hieße umma! Im Lied heißt es, des Reimes willen: Da Summa is umma!

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SZ vom 24.04.2021
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