Kratzers Wortschatz:Auf der Wiesn trägt man lederne Buxn

Lesezeit: 1 min

Die kurze Lederhose war früher die tägliche Strapazierhose für Buben jeglicher Herkunft. Damals hat sie noch Bux geheißen, abgeleitet vom alten Wort Buckhose, einer Hose aus Bocksleder

Heimweh (Fortsetzung)

Neulich sind in dieser Kolumne die Wörter Heimweh und Zeitlang erörtert worden (SZ vom 9. September). Dabei wurde die These aufgestellt, Heimweh sei im strengen Sinne kein Dialektwort, sondern aus dem Standarddeutschen entnommen und zu Hoamweh verbaiert worden. Diese Behauptung hat bei vielen Lesern Widerspruch hervorgerufen. Sowohl aus der Münchner als auch aus der Passauer Gegend flatterten lange Briefe auf den Schreibtisch, des Inhalts, natürlich sage man seit jeher Hoamweh. Leser Armin Höfer stellte die Frage, ob bei dem immerhin schon bei Schmeller (II, 824) erwähnten Heimweh die althergebrachte ei-zu-oa-Regel noch wirksam war und somit automatisch zu Hoamweh führte. Er vermutet eher, es habe ein einfacher Analogieausgleich stattgefunden. Im Neuen Bayerischen Wörterbuch ist Zeitlang jedoch viel stärker vertreten als Heimweh. Wörterbuch-Chef Anthony Rowley sagt, Zeitlang sei in den Befragungen der Vorkriegszeit die Standardantwort auf die Frage nach dem Heimweh gewesen. Daneben nannten die Sammler fast genauso oft das Wort Weillang, quasi die Umkehrung von der Langeweile. Allerdings haben Weil- und Zeitlang eine zweite Bedeutung, nämlich schlicht Sehnsucht, weshalb Rowley davon ausgeht, Heimweh werde sich nicht nur durch den Einfluss der Schriftsprache, sondern auch im Sinne der Präzision auf Kosten von Zeitlang ausbreiten.

Bux

Die Wiesn ist eröffnet, der Trachtenwahnsinn nimmt seinen Lauf und damit die Umfunktionierung der bayerischen Tracht in globalisierte Modefetzen. Auch die kurze Lederhose wird von Mode-Designern drangsaliert, aber noch ist sie als solche einigermaßen zu erkennen. Die kurze Lederne war früher die tägliche Strapazierhose für Stadt- und Landbuben. Damals hat die kurze Lederhose noch Bux geheißen, mancherorts auch kurze Wix. "Mei lederne Buxn, de freut mi net wenig", hat der Schriftsteller Georg Queri (1879-1919) geschrieben. Der Dialektologe Ludwig Zehetner leitet die Bux von der Buckhosen (Bückerne) her, einer Hose aus Bocksleder. Wenn die Österreicher sagen "em bäwern die Büxen", dann heißt das: Ihm zittert die Hose, er hat Angst. Ein Büxenkacker ist analog dazu ein ängstlicher Mensch.

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: