Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Krankenhausreform könnte die Kliniklandschaft in Bayern auf den Kopf stellen. Das geht aus einem am Montag vorgestellten Gutachten hervor. Etwa jede dritte der 400 Kliniken im Freistaat müsste sich demnach in eine Art medizinisches Versorgungszentrum mit angegliederter Pflegestation verwandeln. Dort würden Patienten ambulant behandelt und gesund gepflegt. Ein regulärer Stationsbetrieb, eine Notaufnahme oder gar eine Geburtsstation wäre aber nicht mehr vorgesehen.
Lediglich 42 Krankenhäuser in Bayern dürften noch eine umfängliche stationäre Versorgung über mehrere Fachrichtungen anbieten. Das zeigt die von der Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) beauftragt Analyse. Dies wären größere Regionalkrankenhäuser sowie Unikliniken.
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"Man kann es drehen und wenden, wie man möchte, aber die von der Regierungskommission vorgelegten Ideen für eine revolutionäre Krankenhausreform sind schlicht und ergreifend für die praktische Umsetzung nicht geeignet", sagte die Vorsitzende der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), Kitzingens Landrätin Tamara Bischof.
Das DKG-Gutachten übertreffe seine Befürchtungen noch, sagte auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Der Minister hatte schon in den vergangenen Tagen heftig gegen die Pläne aus Berlin gezetert und angekündigt, notfalls nach Karlsruhe zu gehen und vor dem Bundesverfassungsgericht zu klagen. Am Montag erinnerte er Lauterbach zudem an ein Versprechen, das dieser bei der Ankündigung der Krankenhausreform im Dezember gegeben habe: Patientinnen und Patienten könnten sich darauf verlassen, dass sie überall, auch in ländlichen Regionen, schnell und gut versorgt würden. Dieses Versprechen werde mit dem derzeitigen Konzept gebrochen. "Im Praxischeck versagt die Reform!", sagte Holetschek.
Eine bessere Versorgung ist tatsächlich eines der Ziele von Lauterbachs Reform. Er will dafür die Krankenhauslandschaft neu ordnen. Ein Großteil der Kliniken soll sich künftig nur noch um die Basisversorgung kümmern und für die älteren Patienten gut erreichbar sein. Alle schwierigeren Eingriffe aber würden an wenigen, aber dafür aber auch personell gut ausgestatteten Häusern stattfinden. Allerdings äußerten am Montag selbst Verfasser der Studie Zweifel, ob sich die Pläne in dieser Radikalität umsetzen lassen werden. Es werde sicherlich mehr Regionalversorger-Kliniken geben müssen.
Die Not einer Reform sieht auch die Bayerische Krankenhausgesellschaft. Die Krankenhäuser sind finanziell schwer angeschlagen. Schuld daran sind nicht nur die hohen Preise etwa für Energie. Auch die Patientenströme verändern sich, manche Station ist nicht mehr ausgelastet. Einzelne Häuser müssten fusionieren, wie sie das auch in der Vergangenheit schon getan haben, aber nach ihrem Tempo. "Der Freistaat könnte da auch durchaus eine aktivere Roll einnehmen und solche Kooperationsüberlegungen stärker fördern und unterstützen", sagte BKG-Geschäftsführer Roland Engehausen.