Kostenexplosion:Bayerns Kliniken warnen vor "unkontrolliertem Krankenhaussterben"

Kostenexplosion: Bayerns Kliniken warnen angesichts gestiegener Kosten vor einem "unkontrollierten Krankenhaussterben".

Bayerns Kliniken warnen angesichts gestiegener Kosten vor einem "unkontrollierten Krankenhaussterben".

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Krankenhausverbände fordern, dass der Bund höhere Kosten durch Inflation und Energiepreise übernehmen muss - sonst drohten harte Einschnitte in der Versorgung.

Von Florian Fuchs

Ein Skalpell hat früher drei Euro gekostet, heute kostet es zehn. Die bayerischen Krankenhäuser verzeichnen insgesamt eine Sachkostensteigerung von acht Prozent, die Energiekosten haben sich verdoppelt. "Die Kostenexplosion trifft die Kliniken mit voller Wucht", klagt der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft Roland Engehausen. Er fordert daher einen Inflationsausgleich von vier Prozent Aufschlag auf alle Krankenhausrechnungen als Notfallhilfe. Andernfalls drohe ein "unkontrolliertes Krankenhaussterben", warnt der Geschäftsführer der München Klinik, Axel Fischer.

Krankenhausverbände machen derzeit bundesweit auf die aus ihrer Sicht massiven finanziellen Schwierigkeiten der deutschen Krankenhäuser aufmerksam. Auch der Groll der bayerischen Kliniken richtet sich gegen den Bund: Eine bundesgesetzliche Regelung verhindert, dass die Verbände mit den Krankenkassen über höhere Ausgleichszahlungen überhaupt verhandeln dürfen. Der Spielraum, Zahlungen der Krankenkassen je Behandlung zu erhöhen, ist in diesem Jahr auf 2,3 Prozent gedeckelt. Der Bundesregierung sei das Problem seit Monaten bekannt, klagt Engehausen. Weiteres Einsparpotenzial der Kliniken sei begrenzt, es drohten harte Einschnitte in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung.

"Wir befinden uns momentan in einer Mangelwirtschaft", sagt auch Axel Fischer. Zu den ohnehin bereits vorhandenen strukturellen Problemen der Krankenhauslandschaft kämen noch die Ukraine-Krise und weiterhin die Corona-Pandemie. Die Ausgaben steigen, gleichzeitig sinken die Einnahmen. Fischer rechnet vor, dass seine Häuser am 8. September 2021, vor einem Jahr, 30 Corona-Patienten versorgt hätten. Zum 8. September 2022 seien es 90 gewesen. Vor einem Jahr seien etwa 350 Betten gesperrt gewesen, heute seien es rund 550, also etwa 20 Prozent der gesamten Kapazität. "Seit zweieinhalb Jahren befinden wir uns im Ausnahmezustand, der inzwischen der Regelbetrieb geworden ist."

Neben einer schnellen Hilfe fordern die bayerischen Krankenhäuser den Bund deshalb auf, im nächsten Jahr frei von Obergrenzen mit den Krankenkassen über nachgewiesene Kostensteigerungen verhandeln zu dürfen. "Es ist ein systemische Fehler, dass das momentan gesetzlich verboten ist, und kann jetzt zu unserem Sargnagel werden", sagt Engehausen.

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