Korruptionsaffäre:Das Verhalten der Regensburger Politiker ist Sprengstoff für die Demokratie

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Gegen den früheren Oberbürgermeister von Regensburg, Hans Schaidinger (CSU), läuft ein Disziplinarverfahren. (Foto: dpa)

Dass ausgerechnet Ingolstadt und Regensburg die Justiz beschäftigen, ist kein Zufall. In den aufstrebenden Städten hat sich ein Klüngel aus Politik und Wirtschaft gehalten.

Kommentar von Sebastian Beck

Abgehörte Telefonate, Millionenschiebereien, ein angebliches Spirituosenlager im Krankenhauskeller, Urlaub auf der Yacht und dazu noch ein bisschen Fußball: Die Korruptionsaffären in Ingolstadt und Regensburg bieten reichlich Stoff für Krimiautoren und Drehbuchschreiber. Die fast täglich neuen Enthüllungen und Gerüchte haben durchaus Unterhaltungswert, andererseits werden die beiden bayerischen Boom-Regionen dadurch in ein miserables Licht gerückt. Dass die Justiz zur gleichen Zeit in Ingolstadt und Regensburg ermittelt, ist nicht nur Zufall.

Die beiden Städte sind so groß und prosperierend, dass man dort Millionen verdienen kann. Sie sind aber zugleich immer noch so überschaubar, dass sich ein Kleinstadtklüngel halten konnte. Man kennt sich seit Jahren, duzt sich und läuft sich jeden Tag über den Weg. Nicht nur in Regensburg spielt der Sport als Forum der Eitelkeiten eine wichtige Rolle. Das Stadion ist eine Art Mixed Zone von Politik und Wirtschaft, wo die Angelegenheiten auf dem kurzem Dienstweg besprochen werden. Das muss nicht immer illegal sein, doch wenn Unternehmer mit Geld und Vergünstigungen winken, da kann ein Mandatsträger schon mal schwach werden. Und das funktioniert in kleinen Gemeinden, in denen einzelne Bauträger den Ton angeben, genauso wie in Regensburg - bloß in den meisten Fällen bekommt die Staatsanwaltschaft davon nichts mit.

Die Gier nach Macht und Geld ist eine universale Antriebskraft, die auch in Bayern wirkt. Zugleich leben im Freistaat immer mehr Menschen von 1000 Euro Rente im Monat. Für sie ist es schwer nachvollziehbar, wenn sich einer wie der ehemalige Oberbürgermeister Hans Schaidinger vom Spezl einen Beratervertrag von 20 000 Euro monatlich spendieren lässt und dann auf dessen Schiff urlaubt. All das zusätzlich zu seiner üppigen Pension. Schaidinger mag sich dabei gerissen vorkommen, weil sich seine Kontakte bezahlt gemacht haben. Doch dieses Verhalten ist Sprengstoff für die Demokratie.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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