Bayerischer Main:"Wir müssen uns vernetzen, wenn wir unsere Region nach vorne bringen wollen"

Herbststimmung an der Mainschleife

Die Mainschleife bei Volkach gehört zu den reizvollsten Ecken der Region.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)
  • Der bayerische Main hat kein wirkliches Image: Der Fluss ist touristisch in so viele Abschnitte unterteilt, dass die Orientierung schwerfällt.
  • Das wollen die Mainanrainer nun ändern und sich besser vernetzen.
  • Den Landräten und Bürgermeistern geht es nicht nur um den Tourismus, sondern auch um politische und wirtschaftlichen Entscheidungen.

Von Claudia Henzler, Nürnberg

Wenn Urlauber an den bayerischen Main fahren wollen, müssen sie sich entscheiden: Wollen sie in den "Gottesgarten" am Obermain bei Bad Staffelstein? Lieber ins "fränkische Weinland" rund um Volkach? Oder doch ins "Spessart-Mainland" hinter Würzburg? Der Main ist touristisch in so viele Abschnitte unterteilt, dass die Orientierung ziemlich schwerfällt. Einige Mainanlieger haben sogar schon den Verdacht geäußert, Bayerns längster Fluss habe ein Imageproblem - nämlich die völlige Abwesenheit eines Images. Zu ihnen gehört Stefan Paulus (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Knetzgau. Er sagt: "Der Main verkauft sich unter Wert."

Das soll sich ändern, fordern jetzt mehr als 80 Rathauschefs und elf Landräte entlang des Flusses: "Es ist an der Zeit, den Main mit all seinen Facetten wieder stärken in den gemeinschaftlichen Mittelpunkt Nordbayerns zu rücken." So steht es in einer Resolution, die eine Abordnung der Mainanrainer am Donnerstag Ministerpräsident Markus Söder (CSU) übergeben will. Den Landräten und Bürgermeistern geht es dabei nicht nur um Tourismus, sie wollen auch bei politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen verstärkt über die eigene Region hinausblicken.

In der Resolution bitten sie die Staatsregierung um Geld für eine Koordinierungsstelle, die idealerweise an ein Ministerium angegliedert wird und die das Netzwerk der Kommunen und anderer Akteure am Fluss betreuen soll. Vorbild ist eine Initiative aus Baden-Württemberg. Dort hatte das Umweltministerium 2007 eine solche Plattform gegründet. Der Landesregierung ging es dabei zum einen um Gewässerökologie und Hochwasserschutz, zum anderen um die gegensätzlichen Funktionen des Flusses als Erholungsraum und Wasserstraße.

Die Idee zu dem bayerischen Vorstoß mit dem sprechenden Titel "GeMAINsam" sei im Frühjahr entstanden, sagt Knetzgaus Bürgermeister Paulus. Dessen 6500-Einwohner-Gemeinde hat die Initiative bisher federführend betreut, stößt damit aber langsam an Kapazitätsgrenzen. Viele seiner Kollegen seien der Ansicht, "dass wir uns zu wenig austauschen". Und dabei gehe es nicht nur um den Tourismus, betont Paulus. "Der Fluss muss eine intakte Lebensader sein. Wir wollen verhindern, dass er nur als Wasserstraße wahrgenommen wird."

Welche Art von Projekten die Mainanrainer konkret umsetzen wollen, ist offen. Die Liste der Themen, bei denen eine bessere Kooperation denkbar wäre, ist jedenfalls lang. Wie kann man etwa eine Bundeswasserstraße für die eigene Bevölkerung attraktiver machen? Ist auf einzelnen Mainabschnitten Linienschifffahrt denkbar? Wie wirkt sich die aktuelle Verbreiterung der Wasserstraße aus? Was können Gemeinden von Nachbarn lernen, wenn sie eine Fußgängerbrücke oder eine Anlegestelle bauen wollen?

Es soll nicht nur um den Tourismus gehen

"Wir müssen uns vernetzen, wenn wir unsere Region nach vorne bringen wollen", sagt Michael Ziegler, Bürgermeister des westlich von Bamberg gelegenen Städtchens Eltmann. Doch nicht nur kleine Kommunen sind am Austausch interessiert, auch Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) hat die Resolution unterschrieben.

Dass die Anrainer schon bisher an einem Strang ziehen konnten, zeigt sich beispielsweise am Mainradweg oder der Einführung der "Gelben Welle", die den Main seit einiger Zeit als Flusswanderweg kennzeichnet. Städte und Gemeinden haben einheitliche Schilder aufgestellt, um Ruderern die Orientierung zu erleichtern. In vielen Orten wurden darüber hinaus neue Ausstiegsstellen für Bootsfahrer geschaffen - zum Teil gleich mit Badebucht. Dieses Projekt wurde über das Leader-Programm zur Förderung des ländlichen Raums aus Mitteln der Europäischen Union finanziert.

Doch weil das Förderprogramm Bayern in knapp 70 Regionen wie Fichtelgebirge, Haßberge oder Spessart unterteilt, sei so ein Projekt organisatorisch durchaus anspruchsvoll, sagt Jürgen Jung, Manager der Regionalgruppe "Main4Eck". So mussten für die "Gelbe Welle" etwa ein Dutzend Regionalgruppen zusammenarbeiten. Mit einer gemeinsamen Koordinierungsstelle wäre der Aufwand wohl deutlich kleiner gewesen, mutmaßt Jung.

Auch das ist eine der Forderungen der Resolution: Eine Bestandsaufnahme, um die vielen Ideen auf lokaler Ebene "überregional sichtbar" zu machen. Eine dieser Ideen ist ein Main-Informationszentrum, in dem Besucher alles Wissenswerte über den Fluss erfahren können. Die Vorarbeiten für das mehrere Millionen Euro teure Projekt, für das sich Knetzgau mit Unterstützung der anliegenden Landkreise bewirbt, waren übrigens der Auslöser für Gespräche mit den anderen Mainanliegern und letztlich für die Resolution.

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