Finanzloch wird immer größer„Viele Kommunen stehen wirklich vor der Pleite“

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Thomas Karmasin ist Landrat des Kreises Fürstenfeldbruck.
Thomas Karmasin ist Landrat des Kreises Fürstenfeldbruck. (Foto: Johannes Simon)
  • Die bayerischen Kommunen verzeichneten im vergangenen Jahr ein Defizit von fünf Milliarden Euro und erreichten diese Summe bereits nach dem ersten Halbjahr.
  • Landkreise müssen bereits Buslinien ausdünnen und andere öffentliche Leistungen kürzen, da die steigenden Sozialausgaben nicht mehr verkraftbar sind.
  • Kommunen tragen 25 Prozent der öffentlichen Ausgaben, erhalten aber nur 14 Prozent der Steuereinnahmen und fordern eine Neuverteilung der Aufgaben zwischen Bund, Ländern und Kommunen.
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Die bayerischen Landkreise schlagen Alarm und betonen, dass die Kommunen nicht die Erfüllungsgehilfen von Bund und Land sein können – ohne dafür Gegenleistungen zu sehen.

Das Finanzloch der bayerischen Kommunen wird nach Worten von Landräte-Chef Thomas Karmasin (CSU) immer größer. „Viele Kommunen stehen wirklich vor der Pleite“, sagte der Präsident des bayerischen Landkreistags. „Im vergangenen Jahr mussten die bayerischen Kommunen ein Defizit von fünf Milliarden Euro verzeichnen. Bei der Summe waren wir nun schon nach dem ersten Halbjahr“, warnte er.

„Wir müssen immer mehr oben in das Fass reinschütten – aber die Löcher unten sind einfach zu groß“, sagte Karmasin. Beim Sparen habe man schon alle Register gezogen. „Früher waren wir als Landkreise zum Beispiel stolz darauf, wenn wir den öffentlichen Nahverkehr ausbauen konnten. Nun müssen wir Buslinien ausdünnen, am Wochenende etwa oder in kleinere Orte. Und das wird fortschreiten – dabei ist das das Gegenteil von dem, was wir wollen.“

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Kurzfristig könne nur der Freistaat helfen, sagte er – in Kürze stehen die Gespräche über den nächsten kommunalen Finanzausgleich an. „Und ich habe den Eindruck, die Staatsregierung hat den Ernst der Lage erkannt. Doch auch beim Freistaat wird es eben finanziell immer enger“, räumte Karmasin ein. Er fordert deshalb, auch eine Neuverteilung von Aufgaben zu prüfen: „Wir müssen auch einmal überlegen, ob wir die Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern und Kommunen noch richtig verteilt haben oder ob wir nachjustieren müssen.“

„Vor allem die Sozialausgaben steigen immer, immer weiter. Das verkraften wir auf Dauer nicht“, warnte Karmasin. „Deshalb müssen wir diskutieren, was wir wirklich an Sozialleistungen brauchen, damit der Staat sein soziales Gesicht nicht verliert – aber auf der anderen Seite auch sehen, was vielleicht auf Dauer nicht mehr so finanzierbar ist für uns. Denn der Bund war jahrelang mit der Kreditkarte der Kommunen Sozialleistungen shoppen“, kritisierte er.

Die, die Regeln aufstellten, seien nicht diejenigen, die dann auch bezahlen müssten, sagte Karmasin. Der Bund habe immer neue soziale Leistungen aufgebaut und ausgebaut und damit Kosten in die Höhe getrieben.

Derzeit trügen die Kommunen rund 25 Prozent der öffentlichen Ausgaben, erhielten aber lediglich 14 Prozent der Steuereinnahmen, kritisieren die bayerischen Landkreise in einem gemeinsamen Positionspapier. Sie fordern: „Der Grundsatz ‚Wer anschafft, muss auch bezahlen‘ muss endlich konsequent umgesetzt werden.“ Kommunen dürften nicht zu Erfüllungsgehilfen von Bund und Land ohne ausreichende Gegenleistung verkommen.

„Statt komplizierter Einzelfallregelungen mit viel Bürokratie und wenig direktem Nutzen für Betroffene brauchen wir einfache, pauschale Unterstützungsleistungen“, sagte Karmasin. Als Beispiel nannte er die Schulbegleitungen für Kinder mit einer Behinderung. „Wir haben durch dieses Gesetz in den Schulen die teilweise völlig absurde Situation, dass sieben Erwachsene in einer Klasse im Unterricht mit dabei sind, weil sieben Kinder einen Anspruch haben. Hier würde ein Schulbegleitermodell nach dem Pooling-Prinzip Sinn machen, also beispielsweise ein Begleiter für fünf Kinder.“

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