Kommunalwahl in Bayern:Nallinger will zweite Bürgermeisterin werden

Die Rathausmehrheit wackelt, die Grünen fühlen sich als Königsmacher - und kündigen harte Verhandlungen an. Sie sind für eine Fortsetzung des Bündnisses mit der SPD - halten sich aber eine Hintertür offen. Für die Kandidaten mit Wackelplätzen wird der Abend nochmal richtig spannend.

Die Entwicklung im Newsblog von Anna Fischhaber, Ingrid Fuchs und Martin Moser

  • Sowohl SPD-Kandidat Reiter wie CSU-Kandidat Schmid setzen bei der Stichwahl in zwei Wochen auf Sieg - und beide hoffen auf die Grünen.
  • Die Grünen geben sich nun selbstbewusst. Bei der CSU wird aber auch laut über eine große Koalition nachgedacht.
  • Das Zittern dauert an: Für die Stadtratskandidaten mit Wackelplätzen wird der Abend nochmal richtig spannend. Das KVR zählt noch aus.

Grüne fühlen sich als Königsmacher: Die Grünen legten in München um 2,3 Punkte auf 15,3 Prozent zu - das reicht jedoch nicht, um die Verluste der SPD von mehr als acht Prozent zu kompensieren. Die Rathausmehrheit wackelt. Für die anstehenden Koalitionsgespräche im Münchner Stadtrat kündigen die Grünen harte Verhandlungen an und fordern unter anderem den Posten des Zweiten Bürgermeisters für ihre gescheiterte OB-Kandidatin Nallinger, berichtet Kollegin Silke Lode. "Wir werden ein Paket aus Inhalten und Personen schnüren", sagt Nallinger. Ganz klar plädieren die Grünen für eine Fortsetzung des Bündnisses mit der SPD, eine Hintertür in Richtung CSU halten sie sich aber offen: "Primär sind die Inhalte, nicht die Partner", sagt der bisherige Fraktionschef Florian Roth.

Basis diskutiert über Wahlempfehlung: Am Donnerstagabend entscheidet die Basis bei einem Stadtparteitag, ob die Grünen eine Wahlempfehlung für die Stichwahl geben sollen. Reiter ist nach eigenen Angaben dazu eingeladen, Schmid nicht. "Ich hätte nichts gegen eine Wahlempfehlung", sagt Reiter am Montag. Allerdings ist fraglich, inwieweit so eine Empfehlung die Wähler beeinflusst. "Die Grünen-Wähler haben eigene Vorstellungen, was sie wollen", meinen beispielsweise Umweltreferent Joachim Lorenz (Grüne) und Noch-OB Ude. Mit Blick auf die Rathauskoalition heißt es bei der SPD: Zunächst werde es nur Sondierungsgespräche geben, echte Koalitionsverhandlungen will man erst nach der Stichwahl führen. CSU-Spitzenkandidat Schmid kommt den Grünen bereits in einem zentralen Punkt entgegen: "Ich will zwar keine starre Koalition, aber ich kann mir Sabine Nallinger gut als Zweite Bürgermeisterin vorstellen".

Münchner OB-Kandidaten

SPD-Mann Reiter (links) und CSU-Spitzenkandidat Schmid (Mitte) buhlen um die Grünen. Deren Spitzenkandidatin Nallinger (rechts) hält sich bedeckt.

(Foto: dpa)

SPD zwischen Zuversicht und Enttäuschung: "Das ist jetzt kein Wert, bei dem man Luftsprünge machen sollte", sagt Münchens SPD-Chef Ulrich Pfaffmann am Montagmittag zu den Ergebnissen der SPD. Seine Analyse für das schlechte Abschneiden: der allgemein rückläufige Trend für die Sozialdemokraten im Bund und die niedrige Wahlbeteiligung. Was die Zukunft von OB-Kandidat Dieter Reiter angeht, ist der Optimismus größer. Dieser sagt von sich selbst, er gehe kampfeslustig in die beiden kommenden Wochen und sei "relativ zuversichtlich". Er habe seine beiden Ziele, im ersten Wahlgang mehr als 40 Prozent zu erreichen und merklich vor seinem CSU-Kontrahenten Josef Schmid zu liegen, erreicht. Allerdings ist er nur 3,9 Prozentpunkte vor seinem Konkurrenten. "Es ist ein Etappenziel, mehr aber auch nicht", sagt Reiter.

Das Zittern dauert an: Christian Ude will die Stadtratswahl noch nicht verloren geben und setzt darauf, dass die SPD bei der weiteren Auszählung bis Montagabend noch zwei bis drei Stadtratsmandate hinzubekommt. Für die Kandidaten mit Wackelplätzen wird der Abend nochmal richtig spannend. Denn seit 16 Uhr veröffentlich das KVR laufend neue Zahlen. Zu dem Ergebnis der unveränderten Stimmzettel, die bereits am Wahlabend ausgezählt wurden, kommen jetzt die der kumulierten und panaschierten Stimmzettel hinzu. Die Feinjustierung bei der Verteilung der Sitze im Stadtrat läuft. Die aktuellen Ergebnisse finden Sie hier.

Schmid triumphiert über Zuwächse: Die Christsozialen könnten stärkste Kraft im Münchner Rathaus mit 35,2 Prozent werden. Entsprechend gut gelaunt präsentiert sich OB-Kandidat Josef Schmid. "Wir haben Zuwächse, die anderen Verluste", sagt er. Und mit Blick auf die Stichwahl: "Mein erstes Wahlziel habe ich erreicht." Jetzt gehe es darum: "Wer will Veränderungen?" Zwar stehe die Grünen-Führung einem schwarz-grünen Bündnis skeptisch gegenüber. Er frage sich jedoch, ob die Wähler der Grünen "tatsächlich ein Weiter-so" wollten. CSU-Chef Seehofer erklärte am Nachmittag, Schmid habe eine "realistische Chance". Die Landesleitung stehe ihm beratend aber nicht bevormundend zur Seite. "Schmid ist keiner, den sie überreden können." Der habe einen eigenen Kopf. "Das gilt auch für die Frage, wer tritt in München noch auf. Das hat der Spitzenkandidat selbst zu entscheiden."

Mögliche Mehrheit für Schwarz-Grün-Rosa: Schwarz-Grün, wofür Seehofer vor der Wahl getrommelt hatte, käme derzeit auf 40 Sitze. "Sie kennen meine Haltung", erklärt Horst Seehofer am Montagmorgen zur Frage nach einem möglichen Bündnis, wie Kollege Mike Szymanski berichtet. Festlegen will sich der CSU-Chef zunächst nicht. "Wir werben in allen Lagern für Josef Schmid", sagt Seehofer. CSU-Vize Peter Gauweiler äußert sich klarer: "Ich bin immer für eine große Koalition im Münchner Rathaus gewesen. Insofern bin ich altmodisch", erklärt er. Schwarz-Grün sei "charmant", und man solle ein solches Bündnis nicht "ausschließen". Ihm wäre Schwarz-Rot lieber.

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