Kommentar:Warum nicht schon früher?

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Die Ganztagsbetreuung an Grundschulen kommt endlich. Hätte die Staatsregierung sich nicht in selbstverliebtem Kompetenz-Gerangel verloren, hätte es auch schneller gehen können. Nun muss aber auch für die Qualität der Betreuung gesorgt werden

Von Anna Günther

Endlich kommt ein einheitliches Ganztagsangebot an Grund- und Förderschulen. Seit Seehofers Regierungserklärung, bis 2018 an allen Grundschulen Ganztagsbetreuung einzuführen, sind zwei Jahre vergangen. Wertvolle Zeit, in der mit dem Ausbau längst hätte begonnen werden können. Zeit, in der Opposition und Verbände Betreuung bis 18 Uhr längst gefordert hatten. Stattdessen haben zwei Ministerien um Kompetenzen gerungen, dabei standen offenbar nicht immer die Kinder im Vordergrund. Umso kurioser wirkt es, dass die Staatsregierung nun Loblieder auf die eigene Diplomatie singt. Aber ein so wichtiges Vorhaben hätte schnelles Handeln erfordert, nur kam der Vorschlag für die CSU halt wieder einmal von der falschen Seite.

Zwar gibt es an den meisten Grundschulen Betreuung nach dem letzten Klingeln, aber das Angebot ist oft improvisiert und für berufstätige Eltern meist zu kurz. Nicht jeder hat Omas oder Nachbarinnen, die einspringen können, wenn die Schultore schließen. Durch die Zusammenarbeit von Schulen und Jugend-Sozialarbeit haben auch berufstätige Eltern endlich eine Wahl und weniger Organisations-Trubel. Ihre Kinder werden künftig - zumindest ist das der Plan - von Fachkräften betreut. Auch das ist ein längst überfälliger Schritt. Doch damit verschärft sich das Gerangel um Erzieherinnen und Sozialpädagogen weiter. Kommunen und Freistaat dürfen sich jetzt nicht auf der Pilotphase ausruhen, sondern müssen finanzielle Anreize schaffen und von bürokratischen Auswüchsen befreit werden. Andernfalls werden kaum genügend Erzieher für die versprochene Qualitäts-Betreuung zu finden sein. 300 Grund- und Förderschulen sind nur der Anfang, bei mehr als 2700 in Bayern ist der Weg weit. Um wirkliche Qualität und Auswahl zu bieten, müssen auch Vereine oder Musikschulen in den offenen Ganztag einbezogen und die gebundenen Ganztagsklassen weiter ausgebaut werden. Erst dann herrscht Vielfalt für alle Lebensmodelle.

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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