Kommentar:Funktionäre und Rechthaber

BN und LBV verhalten sich wie die CSU: Sie glauben, dass nur sie alleine wissen, wo es langgeht. Damit schwächen sie ein erfolgversprechendes Projekt - ein Volksbegehren gegen Flächenfraß

Von Christian Sebald

Man kennt das von der CSU. Wann immer im Landtag eine kluge Initiative von SPD, Grünen oder Freien Wählern kommt, schmettert sie diese im Maximilianeum mit ihrer absoluten Mehrheit ab, nur um sie einige Wochen oder Monate als ihre eigene einzubringen. Ganz ähnlich verhalten sich jetzt der Bund Naturschutz (BN) und der Vogelschutzbund LBV gegenüber dem Volksbegehren, das Grüne, ÖDP und die kleine Bauernorganisation AbL im Herbst gestartet haben. Zwar können sie die Initiative nicht stoppen. Aber es reicht ja schon, dass sich ihre Verbandsoberen ihr verweigern. Damit demonstrieren sie, wie wenig sie von dem Volksbegehren halten. Dabei ist das Volksbegehren doch die erste Initiative überhaupt, die etwas gegen die Betonierung Bayerns ausrichten könnte.

Die Parallelen mit der CSU reichen aber noch weiter. Von der CSU weiß man ja seit Langem, dass sie der festen Überzeugung ist, sie könne es besser als andere, egal, um was es geht. Spötter behaupten, dass es beim BN nicht anders sei. Seine Spitzenfunktionäre seien - allen Bekenntnissen zur offenen Zusammenarbeit mit anderen Verbänden, Organisationen und Parteien zum Trotz - zutiefst überzeugt, dass nur sie wirklich wüssten, wo es langgeht. Der BN sei gleichsam die CSU in Sachen Natur- und Umweltschutz. Er dulde keinen neben sich, der ihm mit einer klugen Initiative den Rang ablaufen könnte.

Die Überlegungen der BN-Spitze für ein alternatives Volksbegehren gegen den Flächenfraß zeigen, dass viel Wahres an dem Spott dran ist. Das Schlimme ist, dass es beim Flächenfraß nicht um Spott und schon gar nicht um die Frage gehen darf, wer gerade wem den Rang abläuft. Aber auch dieses Schlimme hat sein Gutes: Der große Zulauf zu dem Volksbegehren von Grünen, ÖDP und AbL zeigt, dass ihre Initiative die Stimmungslage in Bayern sehr genau trifft. Die Chancen stehen gut, dass das Volksbegehren sämtliche Hürden nimmt, die ihm noch entgegen stehen. Daran werden die Spitzen von BN und LBV nicht vorbeikommen, egal wie heftig sich derzeit sträuben.

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