Kommentar:Förster sollen sich fügen

Niemand gibt gerne Zuständigkeiten ab. Doch was mit einem Wald passiert, entscheidet allein der Besitzer - in diesem Fall also der Freistaat

Von Christian Sebald

Die Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgaden sind die Kronjuwelen des Naturschutzes in Bayern. Nirgendwo sonst im Freistaat ist die Natur so wild wie dort. Der Grund ist der Nationalpark-Grundsatz "Natur Natur sein lassen". Seit die Förster die Bewirtschaftung der Wälder in den Nationalparks eingestellt haben, entwickelt sich dort eine Urtümlichkeit und Vielfalt, die selbst Fachleute immer wieder überrascht. Deshalb ist die Entscheidung von Forstministerin Michaela Kaniber gut und richtig, den Nationalpark-Grundsatz auf kleinere ökologisch wertvolle Wälder zu übertragen. Auch die neuen Naturwälder werden bald zu den Kronjuwelen des Naturschutzes zählen.

Der Widerstand der Förster ist in gewisser Weise verständlich. Bisher waren sie für die neuen Naturwälder zuständig. Sie haben entschieden, was dort getan und gelassen wird. Nun übernimmt das die Natur. Wer aber gibt gerne eine Zuständigkeit ab, wenn er überzeugt ist, sie bestens auszufüllen? Zuständigkeit ist indes etwas anderes als Besitz. Nur der Besitzer eines Waldes kann entscheiden, was mit ihm passiert. Besitzer der Staatswälder ist, wie der Name sagt, der Freistaat, vertreten durch Landtag und Staatsregierung. In Anerkennung des Bedürfnisses der Menschen nach mehr Naturschutz haben letztere entschieden, Naturwälder einzurichten. Dem sollten sich die Förster fügen. So wie sie sich einem weiteren Nationalpark fügen sollten, sollte er dereinst kommen.

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