Kommentar:Euphorie nein, Zuversicht ja

Wieder einmal feiert die Bayern-SPD den Neuanfang und spricht, recht grundlos, von Regierungsbeteiligung. Ein bisschen aufwärts könnte es mit der neuen Führung aber doch gehen

Von Lisa Schnell

Die Bayern-SPD verbreitet auf ihrem Parteitag in Schweinfurt Optimismus und Aufbruchstimmung. Die Genossen zeigen sich mehr als zuversichtlich, mit ihrer neuen Vorsitzenden Natascha Kohnen aus dem Umfragetief zu kommen, ja sogar in die Regierung. Nur kurz scheint in der Euphorie die Außenwahrnehmung durch. "Warum machst Du das?" und "Hast Du dir das gut überlegt?", das seien die Fragen gewesen, die ihnen am meisten gestellt wurden, berichteten Kohnen und ihr neuer Generalsekretär Uli Grötsch.

Dass viele es eher als Bürde sehen, in Bayern an der Spitze der SPD zu stehen, ist verständlich. Seit Jahren dümpelt die Partei um die 20 Prozent herum. Die Vision, einmal auf der Regierungsbank zu sitzen, ist wohl eher eine von denen, mit denen man zum Arzt gehen müsste. Schon oft hat die SPD in Bayern gehofft, mit einer neuen Führung käme der Aufstieg, fast immer kam es anders. Die allumfassende Euphorie der Genossen muss man deshalb nicht teilen, vorsichtige Zuversicht aber ist angebracht. Kohnen fordert von ihrer Partei nicht nur, sich einer verständlichen Sprache zu bedienen, sie tut es auch selbst. Nach ihrem Vorgänger Pronold, der nicht gerade für seine natürliche Art bekannt ist, ist das schon mal ein Gewinn. Mit Kohnen und dem neu gewählten Vorstand wird die Parteispitze außerdem weiblicher und jünger. Vor allem die Wahl der Bundesvorsitzenden der Jusos, Johanna Uekermann, zur Stellvertreterin ist eine gute Entscheidung. Nicht nur, um die Partei für Frauen und Jüngere wieder attraktiver zu machen, sondern auch, um den Krach mit den Jusos zu befrieden. Mit 7000 Mitgliedern kann man auf ihre Unterstützung nicht verzichten.

Die Ankündigungen, die Streitereien nun hinter sich zu lassen, wirken nicht nur wie ein Lippenbekenntnis. Zumindest bis nach den Wahlen sollte der Frieden halten. Ob Kohnens Strategie aufgeht, sich nicht mehr an der CSU abarbeiten zu wollen, muss sich zeigen. Als Generalsekretärin genoss sie damit nicht immer die größte Aufmerksamkeit.

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