Kommentar:Die Staatsregierung hat geliefert

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Auch wenn Opposition und Naturschützer meckern werden, 60.000 Hektar zusätzliche Naturwälder in Bayern sind ein Erfolg. Und mit dieser Regierung wird es nun einmal keinen dritten Nationalpark geben

von Christian Sebald

Natürlich werden die Naturschützer aller Voraussicht nach kritisieren, dass die neuen Naturwälder im Steigerwald und im Spessart nicht größer ausfallen. Auch die Grünen und die SPD werden die Staatsregierung ziemlich sicher auffordern, dass sie einen Buchenwald-Nationalpark in Franken einrichten muss. Klar ist auch, dass die Kritik und die Forderung nicht nur zum politischen Ritual gehören, sondern richtig sind. Aber Fakt ist auch, dass mit der aktuellen schwarz-orangen Regierungskoalition ein dritter Nationalpark in Bayern nicht möglich ist. Schon allein deshalb sind die neuen,etwa 60 000 Hektar großen Naturwälder in Bayern ein großer Fortschritt für den Naturschutz.

Aber nicht nur deshalb. Es ist jetzt knapp fünf Jahre her, da haben der Bund Naturschutz (BN) und die Umweltorganisation Greenpeace eine schmale Broschüre mit dem Titel "Mehr Naturwälder für Bayern" veröffentlicht. Ihre Kernforderung darin: Zehn Prozent des öffentlichen Waldes sollen einer natürlichen Waldentwicklung überlassen werden und der Erholung der Bevölkerung dienen. Außerdem haben BN und Greenpeace in der Broschüre eine ziemlich genaue Gebietskulisse veröffentlicht, wo sie sich die neuen Naturwälder vorstellen. Wer nun die Naturwald-Offensive des Freistaats mit der Forderung und der Gebietskulisse der Umweltorganisationen vergleicht, muss konstatieren, dass die Staatsregierung geliefert hat. Mit 60 000 Hektar neuen Naturwäldern und den Kernzonen der Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgaden erreicht der Freistaat den Zehn-Prozent-Anteil der Naturwälder an den öffentlichen Wäldern in Bayern, den BN und Greenpeace einst verlangt haben. Und die Wälder selbst liegen alle ziemlich genau in den Regionen, in denen sie der BN und Greenpeace haben wollten.

Das heißt jetzt aber nicht, dass sich die Naturschützer und die Opposition zufrieden geben und von ihrer Forderung nach einem dritten Nationalpark in Bayern lassen sollten. Das Naturwald-Netzwerk kann einen Buchenwald-Nationalpark nicht ersetzen. Er ist genauso wichtig wie dieses Netzwerk.

© SZ vom 30.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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