Kommentar:Die Angst vor der AfD

Knappe Mehrheit will Kopftuch-Verbot an deutschen Schulen

Schülerin mit Kopftuch nimmt am Unterricht in einer Schule teil.

(Foto: dpa)

Nur weil Wahlen vor der Tür stehen, gefährdet die CSU-Regierung ein erfolgreiches Konzept - dabei ist es längst erwiesen, dass Islamunterricht die Integration muslimischer Kinder fördert.

Kommentar von Anna Günther

Die Entscheidung zur Zukunft des Islamischen Unterrichts in Bayern steht an, die Staatsregierung aber duckt sich weg. Weder Schulminister Bernd Sibler noch Ministerpräsident Markus Söder wollen sich dazu konkret äußern. Dabei ist es längst wissenschaftlich erwiesen, dass der Islamunterricht die Integration muslimischer Kinder und ihrer Eltern fördert. Aber ein Angebot speziell für Muslime passt eben gerade schlecht zum politischen Kurs der CSU, der auf Ausgrenzung des Islams setzt.

Selbst Experten haben Angst davor, über dieses Thema zu sprechen, weil die AfD damit womöglich Wahlkampf machen könnte - und damit das gesamte Projekt gefährdet würde. Die CSU schweigt aus Sorge vor Verlusten bei der Landtagswahl, obwohl der Unterricht ihre eigene und zudem überaus erfolgreiche Idee war. Das ist peinlich und feige. Sibler will sich erst im Sommer 2019 mit einem neuen Angebot für die bis zu 100 000 muslimischen Schüler in Bayern beschäftigen. Viel zu spät, denn die Vorbereitung für einen flächendeckenden Islamunterricht braucht Zeit, Geld für mehr Stunden, mehr Lehrer und mehr Kapazitäten an der Universität Erlangen-Nürnberg, um diese Lehrer auszubilden. Bücher und Lehrpläne müssen fertiggestellt werden, entwickelt sind die Konzepte längst. Es wäre geradezu absurd, wenn die Mühen der vergangenen Jahre umsonst gewesen wären.

Denn womöglich setzt sich am Ende Söder durch, der Flüchtlings- und Migrantenkindern lieber Deutschklassen samt Wertekunde verordnen will. Das klingt nach Separatismus, aber nicht nach Integration. Damit kommt er zwar dem Zeitgeist nach, er ignoriert aber alle wissenschaftlichen Erkenntnisse. Sibler muss sich als neuer Bildungsminister auch daran messen lassen, ob er sich das sachfremde Reinpfuschen in sein Ressort einfach so gefallen lässt.

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