Justizgeschichte:Die Massenverhaftungen von Nürnberg

Justizgeschichte: Der 2017 gestorbene Michael Popp war zur Zeit der Massenverhaftung städtischer Leiter des Nürnberger Kommunikationszentrums KOMM.

Der 2017 gestorbene Michael Popp war zur Zeit der Massenverhaftung städtischer Leiter des Nürnberger Kommunikationszentrums KOMM.

(Foto: Archiv Popp)

1981 wurden im Kulturzentrum KOMM 141 Personen festgenommen, viele von ihnen komplett unbescholten und minderjährig. An eines der größten Justizdesaster der vergangenen Jahrzehnte erinnert nun eine Monografie.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Als Siegfried Kett am Morgen des 6. März 1981 die Radionachrichten hörte, bekam er den Eindruck, über Nacht sei Nürnbergs Innenstadt "in Trümmer" gelegt worden. Dem war nicht so. Der Schaden, den Heranwachsende aus dem Kulturzentrum KOMM bei einem Protestzug wider sinnlos leer stehende Altbauten verursacht hatten, wurde später mit höchstenfalls 30 000 DM beziffert, eher weniger. Betroffen waren vor allem ein paar Schaufenster. Ein Ermittlungsrichter wertete dies als Landfriedensbruch; von angeblich 164 "Tatverdächtigen" wurden 141 mit Haftbefehlen festgehalten. Darunter auch solche, die im KOMM lediglich einen Tee getrunken hatten an diesem Abend, also gar nicht im Zug dabei waren. Geschweige denn Steine geworfen hatten.

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