Mit einer Flügelspannweite von bis zu knapp drei Metern zählen Bartgeier nicht nur zu den größten Greifvögeln weltweit, hierzulande sind sie auch eine der seltensten Vogelarten überhaupt. Im Oberallgäu können Vogelfreunde dieser Tage mit ein wenig Glück gleich zwei Bartgeier beobachten, wie sie am Himmel über den Bergen ihre Kreise ziehen.
"Die Greifvögel sind Aasfresser, sie fressen Kadaverknochen", sagt Henning Werth, Biologe und Gebietsbetreuer des Vogelschutzbundes LBV im Oberallgäu. "Wenn jetzt im Frühjahr in den Bergen vermehrt Lawinen abgehen, suchen Bartgeier die Schneefelder gezielt nach Fallwild ab, das von den Schneemassen mitgerissen worden ist."

Seltene Tierarten:Bartgeier im Allgäu entdeckt
Sie haben eine Flügelspannweite von knapp drei Metern und sind extrem selten: Von den Bartgeiern leben in den Alpen derzeit nur wenige Hundert Exemplare. Nun wurde eines der Tiere gesichtet.
Der erste Bartgeier, der seit Jahrzehnten gesichtet wurde
Es gibt wohl wenige Experten, die sich mit der Vogelwelt in den Allgäuer Bergen so gut auskennen wie Henning Werth. Er war es auch, der schon vor einem Jahr auf einer Winterwanderung in der Oberstdorfer Gegend einen Bartgeier beobachtet hatte - den ersten seit Jahrzehnten, der in den bayerischen Bergen aufgetaucht ist. Die mächtigen Aasfresser haben ihren Namen Bartgeier von den auffälligen borstenartigen schwarzen Federn über dem Schnabel. Sie waren bis Ende des 19. Jahrhunderts weit verbreitet in den Alpen. Aber wegen des Irrglaubens, dass sie auf Lämmer und sogar auf Kleinkinder aus sind, wurden sie gnadenlos gejagt.
1906 wurde in Österreich der letzte Bartgeier erlegt, wenige Jahre später wurde die Population im italienischen Aostatal ausgerottet. Erst in den 1970er Jahren wagte man eine Wiederansiedlung und zwar im Nationalpark Hohe Tauern, dem größten Naturschutzgebiet der Alpen überhaupt. Von dort stammen auch die beiden Bartgeier im Oberallgäu.
Fortuna kommt aus einer Nachzucht
Der eine ist ein zweijähriges Männchen, auch wenn er den Namen "Fortuna" trägt. Er wurde erst 2015 in den Hohen Tauern freigelassen. Wie alle Bartgeier in den Alpen stammt er aus einer Nachzucht. Werth konnte Fortuna identifizieren, weil ihm vor seiner Freilassung einzelne markante Federn als Markierung gebleicht wurden, so dass er auch in großen Höhen erkennbar ist.
Junge Bartgeier können gewaltige Strecken zurücklegen. Laut LBV pendelt Fortuna, der auch einen GPS-Sender trägt, seit Monaten zwischen dem Tiroler Lechtal und den Allgäuer Alpen hin und her. Im vergangenen Jahr unternahm Fortuna sogar eine Stippvisite in den Nordschwarzwald. Der andere Bartgeier ist unmarkiert, laut Henning Werth handelt es sich um ein älteres Tier.