Irgendwann nach den Ferien wird auch die Kolbermoorer Volkshochschule noch eine Busfahrt nach Traunstein anbieten, obwohl sich zuletzt schon mehrere Hundert Kolbermoorer auf eigene Faust auf den rund 60 Kilometer langen Weg gemacht haben. Am Traunsteiner Waldfriedhof steht nämlich das einzige Krematorium im Südosten Bayerns - und ein zweites will derselbe Betreiber am Neuen Friedhof in Kolbermoor bauen. Der entsprechende Beschluss des Stadtrats stößt jedoch auf wütenden Widerstand. Nun sollen am 20. Oktober die Bürger entscheiden.
Die meisten Stadträte waren auch schon gemeinsam in Traunstein, und viele Sorgen über störende Kamine, eine Geruchsbelästigung oder gar über schädliche Emissionen machen sie sich immer noch nicht, ganz im Gegensatz zu den wütenden Bürgern, die genau diese Bedenken haben. Trotzdem wollen sich die Räte und Bürgermeister Peter Kloo (SPD) nicht vorwerfen lassen, sich über den Bürgerwillen hinweg zu setzen, und haben daher nun für einen Bürgerentscheid gestimmt. Die Vorwürfe sind auch so heftig genug. Eine Infoveranstaltung mit 400 Gästen war Ende Juni äußerst hitzig laufen. Auch Vertreterinnen der christlichen Kirchengemeinden, die sich für das Krematorium aussprechen, waren von aufgebrachten Kritikern niedergebuht worden. Kloo versteht deren Befürchtungen nach eigenen Worten nicht: Im Gegensatz zu anderen Kommunen verfüge Kolbermoor über einen geeigneten Standort ohne direkte Anwohner, die Anbindung an die A 8 sei bestens, und das Traunsteiner Krematorium der Firma diene dem Landesamt für Umwelt sogar als bayernweites Vorbild für solche Anlagen. Zudem sei ein Krematorium eben Teil der heutigen Bestattungskultur. Denn auch in Kolbermoor werden längst zwei Drittel aller Toten nicht mehr in Erdgräbern bestattet, sondern eingeäschert.