Der Drogen-Skandal im Präsidium Kempten ist ein weiterer Schlag für das ohnehin schon angeknackste Image der bayerischen Polizei. Nach diversen tätlichen Übergriffen von Beamten löst jetzt der Fall des festgenommenen Drogenfahnders Unruhe aus - sowohl unter Polizisten als auch bei den Bürgern. Der Leiter der Allgäuer Drogenfahndung sitzt in Haft, in seinem Spind wurden 1,5 Kilogramm Kokain gefunden.
Zudem gibt es Hinweise darauf, dass der Kriminalhauptkommissar selbst gedealt und mit der Organisierten Kriminalität unter einer Decke gesteckt haben könnte. Gut eine Woche nach der Festnahme des Verdächtigen ist der erste Eindruck fatal: Dass ein derartiges Fehlverhalten vorkommt, ist das eine. Aber wie die Behörden mit dem Fall umgehen, ist das andere.
Tatsache ist, dass die Polizei den Vorfall zunächst lediglich mit einer kurzen und sehr vagen Pressemitteilung auf lokaler Ebene abhandelte. Da drängt sich der Verdacht auf, dass hier etwas unter den Teppich gekehrt werden sollte. Und selbst jetzt, nachdem weitere pikante Details öffentlich geworden sind, schweigen die Behörden. Dass die Staatsanwaltschaft während eines Ermittlungsverfahrens keine Details nach außen dringen lässt, mag verständlich sein. Aber dass sich Innenminister Joachim Herrmann wegduckt und sich zu der brisanten Causa in keiner Weise äußert, wirkt alles andere als vertrauenssteigernd.
Wenn sogar die Polizeigewerkschaft die Informationspolitik des Innenministeriums kritisiert, dann sagt das eigentlich alles. Zu denken geben auch die Forderungen der Gewerkschaft, wonach zu klären sei, ob es "Fehler im System" gebe und dass "ohne Tabus" ermittelt werden solle.
Wenn offenbar selbst die Polizei an einer ordentlichen Klärung des Falles zweifelt, was sollen dann erst die Bürger denken? Die Vorwürfe müssen schnellstmöglich aufgeklärt werden, dabei sollten sich alle Beteiligten auch im eigenen Interesse um maximale Transparenz bemühen. Das ist bisher leider nicht geschehen.