Der Bahnrekord liegt bei 48,803 Sekunden - ungefähr zumindest, denn die vierte Nachkommastelle wird leider gar nicht mehr ausgewiesen. Den Bahnrekord hat jedenfalls der Rennrodler Felix Loch bei der WM Ende Januar aufgestellt, und wahrscheinlich wird diese Bestzeit auch so schnell keiner mehr unterbieten. Denn nach der Nacht von 17. auf 18. Juli hat Loch nur unwesentlich länger gebraucht, um auf den sozialen Medien ein Foto der Bob- und Rodelbahn am Königssee zu teilen, die nach einem heftigen Starkregen zu großen Teilen in Trümmern lag. Loch könnte auf den Rekord sicher leichter verzichten als auf die Bahn, doch jetzt gibt es eine Organisation, die ihm die Bestmarke für alle Ewigkeit sichern will: Der Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land hat sich klar gegen den Wiederaufbau des Eiskanals ausgesprochen.
Aufs Podium wird es der BN im Berchtesgadener Talkessel damit wohl nicht schaffen, und wenn doch, dann höchstens auf eines zum Debattieren. Auf Siegerehrungen und Publikumspreise legt die BN-Kreisgruppe erfahrungsgemäß aber sowieso weniger Wert, stattdessen gewinnt sie am Ende meistens vor dem Verwaltungsgericht. Was jetzt die Bobbahn betrifft, so haben sich andere jedenfalls deutlich schneller festgelegt: Man werde alles tun, die Bahn wieder aufzubauen, hieß es gleich nach dem verheerenden Starkregen fast schon reflexhaft, und das nicht nur vom Landkreis als Eigentümer, sondern unter anderem auch von Ministerpräsident Markus Söder. Der damals noch nicht ganz so kommende Kanzler Olaf Scholz stand daneben und sagte auch nicht Nein.
Wirklich Nein gesagt hat eben nun als Erster und Einziger der örtliche BN, und das beileibe nicht nur, um sich mal wieder unbeliebt zu machen. Schließlich habe der Klingerbach schon 1975 erhebliche Schäden an der Bahn verursacht, der amtliche Georisikenatlas weise für weite Bereiche oberhalb eine große Gefahr für Hangrutschungen aus, ein Versicherer habe sich für die Anlage schon vor Jahren nicht mehr gefunden und ein klimaschädlicher Energiefresser sei so eine Bahn ja außerdem. Andererseits ist die erste Kunsteisbahn der Welt zwar bis auf Weiteres nicht befahrbar, aber ja irgendwie immer noch da. Zur Nachnutzung hat der BN aber auch einen Vorschlag: Man könne daraus doch gut ein "Denkmal für die Wirkung von Naturgewalten" machen.