Mitten in Schönau:Alles klar am Königssee

Weil eine Druckleitung in der Tiefe undicht ist, muss das Abwasser der Ausflügler von St. Bartholomä über den See gefahren werden.

Von Matthias Köpf, Schönau am Königssee

Es ist erst ein halbes Jahr her, dass der Nationalpark Berchtesgaden ein besonderes Ereignis angekündigt hat: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten werde in Bayern wieder eine Seeleitung verlegt, hieß es damals. Arbeiter versenkten dann ein Abwasserrohr im südlich am Königssee gelegenen Obersee, um das dortige Gasthaus und zwei Almen an die Kläranlage in Berchtesgaden anzuschließen und per parallel geführtem Glasfaserkabel auch gleich noch schnell ans Internet. Und ganz unabhängig davon, ob das jetzt eher ein Upload oder doch ein Download ist: Von diesem Frühjahr an sollte der Kanal Richtung Berchtesgaden jedenfalls funktionieren. "Königssee und Obersee haben Trinkwasserqualität. Wir sind verantwortlich, dass dieses Geschenk der Natur auch unseren Enkeln erhalten bleibt", sagte damals der Bürgermeister der zuständigen Gemeinde Schönau. Und genau deshalb wird bald schon wieder eine neue Seeleitung verlegt werden müssen.

Denn bei Druckprüfungen hat sich im Februar herausgestellt, dass die weiterführende Abwasserleitung, die von St. Bartholomä der Länge nach durch den Königssee führt, ein Leck hat. Durch diese Undichtigkeit ist seit unbestimmter Zeit Abwasser von Tausenden Touristen plus Personal zumindest zu kleinen Teilen in den See gesickert. Die behördlich gemessene Trinkwasserqualität hat sich dadurch nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamts in Traunstein rein gar nicht geändert, die gefühlte dagegen sehr. Vollkommen klar ist der Königssee immer noch, doch tiefer als 50 Meter kamen die Taucher auf ihrer Lecksuche entlang der fünf Kilometer langen und gut 30 Jahre alten Leitung trotzdem nicht. Erst ein Tauchroboter machte in 170 Metern Tiefe am Seegrund eine Art Trichter aus, der vom Abwasser ausgespült worden sein könnte. Dort liegt das Rohr zu tief für Flickversuche, weshalb die Gemeinde mit dem Abwasser von St. Bartholomä ganz ähnlich verfuhr wie mit seinen Produzenten und es per Schiff übersetzen ließ. Inzwischen ist aber wieder Saison am See, und da kommen bis zu 5000 Menschen am Tag. Die Gemeinde hat sich deshalb an der Nordsee schwimmende Plattformen mit noch viel größeren Behältern besorgt, die nun hin- und hergefahren werden. Im Herbst soll es dann wieder eine neue Seeleitung geben, erstmals seit einem ganzen Jahr.

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