König Ludwig II.:Woran der Märchenkönig wirklich litt

König Ludwig II. von Bayern

Woran König Ludwig II. erkrankt war, ist umstritten - genauso wie die Umstände seines Todes.

(Foto: Süddeutsche Zeitung Photo)

Der Psychiater und Ludwig-Experte Hans Förstl deutet die Krankheitssymptome des bayerischen Herrschers.

Von Maximilian Gerl

Hans Förstl wusste es schon seit Langem. Ludwig II., ein paranoider Verrückter? Der Märchenkönig verhielt sich oft exzentrisch, er lebte zurückgezogen, war misstrauisch und grüblerisch. Aber all das passte nicht zu jemandem, dem die Ärzte zu Lebzeiten attestiert hatten, dass er an einer Paranoia leide. Eine Fehldiagnose, da ist sich Förstl sicher.

Der 61-Jährige leitet die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Technischen Universität München am Klinikum rechts der Isar. Und er glaubt zu wissen, woran Ludwig II. wirklich litt. Allerdings liegt das nicht an Ludwigs letztem bekanntem Brief, den dieser am 10. Juni 1888 schrieb, nur drei Tage vor seinem Tod.

Mehr als ein Jahrhundert lang wusste kaum jemand, dass dieser Brief überhaupt existierte. Jetzt ist er wieder aufgetaucht - und Ludwig II. klingt darin ganz vernünftig. Viele sehen den Brief nun als Beweis, dass der König nicht paranoid gewesen sein kann.

Förstl müsste sich jetzt bestätigt fühlen. Tut er aber nicht. "Ein Gegenbeweis ist der Brief nicht", sagt Förstl. Auch Paranoia-Patienten könnten vernünftige Angaben machen. Und: "Was wir heute als Paranoia bezeichnen, stimmt mit dem Begriff aus dem 19. Jahrhundert nicht mehr überein."

Förstl hat seine eigene Studie zu Ludwig II. gemacht, hat das damalige Gutachten und andere Lebenszeugnisse untersucht und mit dem modernen Kriterienkatalog für psychische Krankheiten verglichen. Das Ergebnis sei eindeutig: eine schizotype Störung.

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