Knöllchen für SPD-Wahlkampfbus:Falschparker Ude

Wahlkampfauftakt der Bayerischen SPD

Münchner Verkehrsüberwacher stört die Präsentation des SPD-Wahlkampfbusses.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

"Das heißt doch, dass der städtische Dienst funktioniert": Mit einer Wahlkampfaktion vor der SPD-Parteizentrale versetzt Christian Ude die eigene Verkehrsüberwachung in Aufregung. Jetzt muss er zahlen.

Von Frank Müller

Die Situation kennt jeder Autofahrer: Der Wagen steht im Halteverbot, man ist kurz davor, einzusteigen und wegzufahren - ausgerechnet dann kommt der unerbittliche Parküberwacher mit den Strafzetteln. Für viele Normalbürger wird es eine Genugtuung sein, dass es am Donnerstag auch Bayerns Oberbürgermeister Nummer eins, Christian Ude, so geht.

Der SPD-Spitzenkandidat erzählt gerade auf der Freifläche vor der Parteizentrale am Münchner Oberanger stolz von seinem hinter ihm parkenden wuchtigen Wahlkampfbus, da kommt auch schon ein Kontrolleur - pikanterweise nicht einmal einer vom Freistaat, der Ude sonst so gern als Angriffsfläche herhalten muss. Sondern einer aus der städtischen Verkehrsbehörde, die Ude selbst untersteht.

Der Mann gibt sich unerschrocken, fängt Diskussionen mit dem SPD-Tross an und verweist nachdrücklich darauf, dass der große Reisebus auf dem Radweg stehe und gleichzeitig noch die Feuerwehrzufahrt blockiere. Ude gibt weiter TV-Statements ab, der Parkwächter gewährt zunächst noch eine Gnadenfrist und nimmt Rücksprache bei Udes Personenschützern im Wagen hinter dem Bus. Es kommt zu ersten Stauszenen und Gehupe, Radfahrer müssen um den Bus mühsam herumfahren. Da reißt dem Ordnungshüter der Geduldsfaden.

Er kommt zurück und stellt einen Strafzettel über 25 Euro aus. Den bekommt nicht etwa Ude. Sondern der Busfahrer. Der sei als Verkehrsteilnehmer nun einmal Ansprechpartner. "Ob er auf höheren Befehl gehandelt hat, ist mir egal."

Die Szene ist so skurril, dass sich schon die Frage auftut, ob irgendwo eine versteckte Kamera lauert. Oder ob zumindest die Junge Union dahintersteckt. Die hat zu allem Überfluss auch noch einen Schwung Aktivisten ein paar Meter weiter platziert, die in Ude-Wahlkampfmanier ein Wort hochhalten: "Wahlfreiheit." Das erschließt sich nur dem, der nachfragt: Es soll ein Zeichen fürs Betreuungsgeld sein.

Zwei Kaffeemaschinen, Bar, Konferenztische

Ude hält sich zunächst heraus und findet dann beim Einstieg in den Bus einen humorvollen Satz. "Das heißt doch, dass der städtische Dienst funktioniert, auch wenn der Chef im Urlaub ist." Ferien mit dem Reisebus - im Fall Ude sehen die bekanntlich etwas anders aus. Der OB hat sich für den Wahlkampf frei genommen und fährt nun nicht mehr nur mit seiner Parteilimousine durchs Land, sondern mit dem großen gecharterten Mercedes-Bus Travego mit 360 PS. Das sei durchaus ein Vergnügen, sagt Ude. "Ich gehört zu den seltsamen Menschen, denen Wahlkampf ausgesprochen Spaß macht."

Dazu mag auch die großzügige Innenausstattung beitragen. Zwei Kaffeemaschinen, Bar, Konferenztische und natürlich Wlan. Außen klebt überlebensgroß Ude selbst, er hält wieder sein "Wort". Das Motiv gefällt ihm so gut, dass er sich auch vor dem Bus gern mit dem Plexiglas-Wort aufbaut und fotografieren lässt. So will er nun "kreuz und quer durch Bayern fahren", kündigt Ude an.

Bekannt genug dürfte der Bus nun wenigstens sein, das ist auch der tiefere Sinn hinter solchen Gefährten. Sie rollen durchs Land als rollende Werbefläche, deswegen präsentieren die Parteien sie auch so gern. An diesem Freitag will sich FDP-Spitzenkandidat Martin Zeil am Münchner Rindermarkt bei der Präsentation selbst ans Steuer seines Kleinbusses setzen. "Einer muss ja vorausfahren" wird auf seinem sechs Meter langen Renault Master stehen. Doch anders als bei Ude bietet das Fahrzeug nur für drei Menschen Platz. Denn hinten auf der Ladefläche muss noch Platz genug sein für allerlei Wahlkampf-Utensilien.

Auch Grünen-Kandidatin Margarete Bause fährt eine Nummer kleiner durchs Land: in einem VW Multivan mit neun Plätzen. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger fährt dagegen inkognito. Und CSU-Chef Horst Seehofer will diesmal ohnehin alles anders machen. Einen Seehofer-Bus werde es nicht geben, heißt es in der CSU.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: