Kloster Ettal:Sonderermittler will Opfer-Berichte offenlegen

"Es lässt sich auf Dauer nicht verheimlichen": Sonderermittler Thomas Pfister plädiert dafür, die Berichte der Opfer sexuellen Missbrauchs im Kloster Ettal zu veröffentlichen.

Sonderermittler Thomas Pfister hat die Freigabe der Opfer-Berichte über den Missbrauchsskandal im oberbayerischen Kloster Ettal angeregt.

Ettal, ddp

"Es lässt sich auf Dauer nicht verheimlichen": Sonderermittler Thomas Pfister plädiert für eine Freigabe der Berichte von Opfern.

(Foto: Foto: ddp)

Die Dokumente sollten zwar nicht unbedingt im Internet veröffentlicht werden, aber frühere Ettaler Schüler sollten die Berichte erhalten können, sagte Pfister am Montagabend im Regensburger Presseclub. Er rechnet damit, dass sich das Erzbistum München und die Benediktinerabtei entsprechend einigen. "Es lässt sich auf Dauer nicht verheimlichen", sagte Pfister.

Seiner Ansicht nach ist die Freigabe auch nötig, um eine Legendenbildung zu verhindern, damit später die sexuellen und körperlichen Misshandlungen nicht verharmlost werden. Falls die Berichte herausgegeben werden, würden neben den Opfernamen die Namen der beschuldigten Mönche unkenntlich gemacht. "Auch mit geschwärzten Täter-Namen ist es ein Ordner des Grauens", meinte der Münchner Rechtsanwalt angesichts der von ihm in einem Aktenordner gesammelten Berichte.

Pfister hat zahlreiche Gräueltaten in der Klosterschule bis 1990 dokumentiert. So mussten Buben lebende Molche oder in einem Fall eine Nacktschnecke essen. Zudem seien Schüler regelmäßig brutal geschlagen worden. Diese Taten seien auch nicht von dem bis 1973 gültigen Züchtigungsrecht gedeckt gewesen. "Es war nie erlaubt, Kindern die Trommelfelle rauszuprügeln", betonte Pfister. Er sagte, dass das Kloster heute einwandfrei mit den Schülern umgehe. Einzelne jüngere Fälle würden allerdings noch von der Staatsanwaltschaft untersucht.

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