Klimawandel:Grüne fordern einen Stopp der Skigebiets-Förderung

Wintersport am Blomberg bei Bad Tölz, 2012

Für Ludwig Hartmann von den Grünen sind die millionenschweren Investitionen in Skigebiete "Vergeudung".

(Foto: Manfred Neubauer)
  • Seit 2009 hat das Land Bayern Skigebiete mit 36,6 Millionen Euro gefördert.
  • Die Grünen im Landtag fordern, die Ausbauten zu stoppen und die Förderungen zu streichen.
  • Es sei ein aussichtsloser und umweltschädlicher Kampf gegen die Erderwärmung.

Von Christian Sebald

Ein sonniger Februar-Tag auf dem Oberjoch bei Bad Hindelang. Die Digitalanzeigen an den Eingängen zu den funkelnagelneuen Sesselliften zeigen Temperaturen von lauen sechs Grad an, an den Hängen zum Kühgrund und Iseler hin spitzen an vielen Flecken das Gras und die Baumstümpfe aus dem Schnee hervor.

Doch die Pisten haben die Bergbahn-Mitarbeiter erstaunlich gut hingekriegt. Wann immer die Nächte frostig genug waren, haben sie ihre Schneekanonen und Schneilanzen angeworfen und tonnenweise Kunstschnee auf die Abfahrten verteilt. "Hoffentlich reicht's über den Februar hinaus", sagt ein Pistendienstler, "wenn's nur einmal kräftig reinregnet, dann ist der meiste Schnee wieder dahin." An diesem Tag freilich sind alle Pisten geöffnet, selbst die ganz am Rand, die nicht beschneit werden.

Für Ludwig Hartmann, den Fraktionschef der Landtags-Grünen, ist das Oberjoch das Paradebeispiel für die verfehlte Wintertourismus-Politik der Staatsregierung. 23 Millionen Euro haben die Bergbahnen Bad Hindelang-Oberjoch 2015 in die Modernisierung ihres Skigebiets investiert, 7,4 Millionen davon hat ihnen der Freistaat als Zuschuss spendiert.

Die Investitionen sind millionenschwer

"Dabei werden die Winter immer wärmer, die Gletscher schmelzen, in den Bergen gibt's immer weniger Frost- und Schneetage", schimpft Hartmann. "Aber die Staatsregierung bläst Millionen Fördergeld für Skilifte und Schneekanonen in die Luft." Für Hartmann ist diese "Vergeudung" umso schlimmer, weil "auf der anderen Seite das Geld für zukunftsfähige, naturverträgliche Tourismuskonzepte fehlt".

Tatsächlich sind die Investitionen in die bayerischen Skigebiete millionenschwer - auch wenn die Liftbetreiber in Südtirol, Tirol und der Schweiz gewiss ungleich mehr Geld in neue Lifte und Beschneiungsanlagen stecken. Nach einer aktuellen Landtagsanfrage der Grünen haben die hiesigen Skigebiete seit 2009 wenigstens 168 Millionen Euro für Modernisierungen ausgegeben. Wichtige Projekte, wie in den Münchner Hausgebieten am Spitzingsee und am Brauneck, sind darin freilich nicht erfasst, weil der Freistaat den Betreibern dazu keine Zuschüsse bezahlt hat.

Von den 168 Millionen hat der Freistaat den Liftbetreibern ein gutes Fünftel, nämlich 36,6 Millionen, als Förderung überwiesen. An der Spitze stehen die Allgäuer Skigebiete - bei den Investitionen (87 Millionen) wie bei den Zuschüssen (23 Millionen). Auch was künftige Projekte anbelangt, mischen die Allgäuer mit vier Vorhaben und 20 Millionen Euro Investitionsvolumen ganz vorne mit.

"Der pure Wahnsinn"

Für Hartmann sind die Modernisierungen und die Förderpolitik der Staatsregierung "der pure Wahnsinn". "Klimaforscher, Touristiker und sogar die Bundesregierung gehen fest davon aus, dass zwei Drittel der bayerischen Skigebiete keine Zukunft haben", sagt er. "Nur die Staatsregierung lässt sich auf einen aussichtslosen und zudem extrem umweltschädlichen Kampf gegen die Folgen der Erdüberhitzung ein." Hartmann fordert, sowohl die Ausbauten zu stoppen und die Förderungen zu streichen.

Damit ist aber nicht zu rechnen. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) versprach unlängst vor Kommunalpolitikern und Touristikern im Allgäu, dass sie das Seilbahn-Förderprogramm um weitere drei Jahre verlängern wird. Dabei hatte es Aigners Vorgänger Martin Zeil (FDP) im Jahr 2009 als ein auf drei Jahre befristetes Programm etabliert. Zeils Begründung für die Befristung: Bis in drei Jahren werde man den Investitionsstau in Bayerns kleinen Skigebieten abgearbeitet haben. Davon spricht heute keiner mehr.

Im Gegenteil: Sogar am Oberjoch, wo sie eben erst 23 Millionen in ihr Skigebiet gesteckt haben, denken sie schon an die nächsten Maßnahmen. Dort sollen nun auch die wenigen unbeschneiten Pisten mit Schneekanonen schneesicher gemacht werden. "Außerdem", sagt der Pistendienstler, wie er da neben einem im Sessellift den Berg hinauffährt, "muss die Beschneiung insgesamt viel stärker werden, damit wir in den paar Nächten, die's noch Frost hat, mehr Kunstschnee auf die Pisten bringen."

Klimawandel: Diese Schneekanone hilft mit, den Pistenbetrieb am Brauneck zu ermöglichen.

Diese Schneekanone hilft mit, den Pistenbetrieb am Brauneck zu ermöglichen.

(Foto: Harry Wolfsbauer)
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