In den Kleinanzeigen der Tageszeitung offenbart sich das Leben in seiner ganzen Fülle, freilich auch in seiner Tragik und nicht zuletzt in jener Komik, die den Wahnsinn des Daseins überhaupt erst erträglich macht. Es gibt nichts, was in diesen Annoncen nicht feilgeboten würde, von der Scheibenscharr-Sämaschine über Muldenförderbänder bis hin zu Zapfwellengeneratoren, Futterbullen, Gitterbetten, Quitten und Geschirr. Es leuchtet ein, dass eine solche Wunderwelt die Inserate auch sprachlich würzt und pfeffert. So hat ein ehrlicher Mensch einmal kundgetan, er habe ein herrenloses Damenfahrrad gefunden, ein anderer suchte einen Gesthintre (Gehrock) „mit Zylinder, für Personengröße ca. 162 cm“. Und ein Landwirt hielt Ausschau nach einer Braut, die bitte „so siass wia a Zuckerruam“ sein sollte.
Viele Verkäufer sind bei der Empfehlung ihrer Waren unglaublich findig. Vor wenigen Tagen hat es ein liebesbedürftiger Jüngling sogar geschafft, bei den Kleinanzeigen im Straubinger Tagblatt einen neuen, frischen Trend der Selbstvermarktung zu setzen. In der Annonce pries er sich wie folgt an: „Richtig greisslicher Bursch vom Land (fast schon schiach). Ende 30, 1,86, schlank, aber mit hervorragendem Herz, Charakter und Verstand sucht a hübsche, liebe, pferdebegeisterte Sie (ca. 30 Jahre).“
Der Bursche setzt voll auf seine Mängel und pfeift auf den Zeitgeist, der ja apodiktisch verlangt, dass sich selbst die Beladenen dieser Welt in den sozialen Medien als stylishe Superhelden und langhaxerte Models inszenieren müssen. Folgt man den Argumenten der Kabarettistin Martina Schwarzmann, wären diese Täuschungsmanöver gar nicht nötig. Sie preist die Vorzüge einer Kochlehre, weil, so ihre Erfahrung: Wenn du gut kochen kannst, dann kannst du als Frau so greislich gar nicht sein, „dass’d koan Mo ned findst“.
Umgekehrt lehrt die Erfahrung, dass gerade die schiachen Männer oft die schönsten Frauen erobern, selbst wenn sie nicht kochen können. Der wildwüchsige Alois Völkl hätte es sich im Januar 1877 also sparen können, sich für ein Honorar von zehn Pfennigen pro Zuschauer beide Ohrmuscheln an die Tür des Langquaider Wirtshauses nageln zu lassen. Danach schaute er noch schiacher und greisliger aus als eh schon. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Schee (schön) schiach ist auch schiach. Und beim Anbandeln gilt nach wie vor der alte Spruch: „Ned hudeln, des gibt schiache Kinder!“