Das blaue Kleid der kürzlich gestorbenen früheren Landtagspräsidentin Barbara Stamm hängt nun im Fastnachtsmuseum in Kitzingen und das ist nur folgerichtig. Schließlich war die CSU-Politikerin so etwas wie die Königin der fränkischen Fastnacht und seit die Gebrüder Narr in den 1990er-Jahren damit anfingen, das blaue Kleid zu besingen, zündeten Klamotten-Witze zuverlässig im Faschings-Feuerwerk der Veitshöchheimer Narren.
Diese Ehre ist Ministerpräsident Markus Söder bislang nicht zuteil geworden, obwohl der sich gerne als Obernarr stilisiert und auch regelmäßig besungen wird - nur nicht so liebevoll wie seine Parteifreundin. Gut, dafür hängt sein Kostüm im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg, mit dem er 2018, kurz bevor er Ministerpräsident wurde, den Prinzregenten gab. Es ist Interpretationssache, was für einen Franken die größere Ehre bedeutet.
Kleidungsstücke werden immer wieder in Ausstellungen präsentiert, am liebsten solche, in denen prominente Menschen geheiratet, bejubelt oder ermordet wurden. Und natürlich Markenzeichen wie die Elblotsenmütze von Helmut Schmidt, der gelbe Pullunder von Hans-Dietrich Genscher, die Lederhose von Oskar Maria Graf. Doch es gibt auch Textilien, denen sehr viel Aufmerksamkeit zuteil wurde, obwohl sie nicht getragen wurden.
Jenes Dirndl etwa, das Marga Beckstein, Ehefrau des damaligen Ministerpräsidenten Günther Beckstein, zur Eröffnung des Münchner Oktoberfestes 2008 partout nicht anziehen wollte. Sie als Fränkin wollte sich nicht mit der Tracht der Oberbayern verkleiden, sondern kam in Rock und Blumen-Blazer. Eine Entscheidung, in der hernach mancher mindestens einen Teilgrund ausmachte für den Absturz, den die CSU bei der kurz darauf stattfindenden Landtagswahl erlebte.
In die exklusive Sammlung gehört auch die Krawatte, die Horst Seehofer, Becksteins Nachfolger, beim Sommerempfang des Landtags 2011 weggelassen hat. Was heutzutage kaum noch jemandem auffallen würde, war das Gesprächsthema des Abends. Darf der das? Ergebnis damals: eher nicht.
Und dann wären da noch Krone und Hermelin-Mantel, die Karl-Theodor zu Guttenberg nie getragen hat, die ihm sehr viele Menschen in Bayern aber eine ganze Weile lang vorbehaltlos überlassen hätten. Bis Deutschlands Kurzzeitkanzlerkönigshoffnung sehr glanzlos wieder verschwand vom politischen Parkett. Weil eben doch nicht nur Kleider Leute machen.