Unterfranken:Rätselhafter Anschlag auf das Auto eines Stadtrats

Unterfranken: Der Kleinwagen von Uwe Hartmann ist nach dem Brandanschlag fahruntauglich.

Der Kleinwagen von Uwe Hartmann ist nach dem Brandanschlag fahruntauglich.

(Foto: Uwe Hartmann)

In Kitzingen wird der Wagen eines Stadtrats mit Brandbeschleuniger angezündet, ein 27-Jähriger räumt die Tat ein. Seine Motivation? Sei politisch, soll er erklärt haben. Uwe Hartmann lebt seither in Angst.

Von Olaf Przybilla, Kitzingen

Uwe Hartmann kommt gerade vom Arzt, seit Montag ist er krankgeschrieben. Vor zehn Tagen, am 4. Februar um vier Uhr in der Früh, ist ein Brandanschlag auf das Auto des Kitzinger Stadtrats verübt worden. Ein Feuerwehrmann hat ihm in jener Nacht gesagt: Fünf Minuten später und das Feuer hätte akut aufs Haus - Baujahr 1860 - übergegriffen. Eine Ermittlungskommission wurde eingerichtet, eine Woche nach der Tat gelang es mithilfe des Landeskriminalamtes, einen dringend tatverdächtigen 27-Jährigen festzunehmen. Laut Ermittlern hat er eingeräumt, den Smart mit Brandbeschleuniger vorsätzlich angezündet zu haben. Am Samstag wurde der Mann dem Amtsrichter vorgeführt. Der erließ Haftbefehl wegen besonders schwerer Brandstiftung, setzte diesen aber gegen Auflagen außer Vollzug.

Völlig von der Rolle

Konkret heißt das, dass sich der 27-Jährige auf freiem Fuß befindet. Was dem Stadtrat - der für die Bayernpartei auch im Kreistag sitzt und als Landesgeschäftsführer der Partei tätig ist - seither schlaflose Nächte bereitet. Er und seine Frau seien mit den Nerven am Ende, sagt Hartmann. Spätestens seit er wisse, dass der Mann wieder frei sei, mache er kein Auge mehr zu. "Ich bin Lokalpolitiker", sagt Hartmann, hauptberuflich beim Roten Kreuz tätig, er stecke dergleichen nicht einfach so weg. Vor den Ermittlern ziehe er den Hut. Die Entscheidung des Gerichts aber könne er nur schwer nachvollziehen.

Eine "politische Motivation" soll der 27-Jährige eingeräumt haben, darunter aber kann man viel verstehen. Hartmann zählt sich selbst zum "eher sozialpolitisch engagierten" Flügel seiner Partei. Am Tag vor dem Anschlag stand groß in der Lokalzeitung, er werde künftig immer sonntags eine Mahnwache abhalten für die Verstorbenen der Corona-Pandemie. Auch das medizinische Personal wolle er mit der Aktion würdigen. In der Nacht darauf brennt das Auto, das mit einer Verzierung klar als Fahrzeug von Hartmanns Partei ("Bayernpartei - weiß-blau denkend, mit rot-weißem Herz") erkennbar ist. Ein Zufall?

Hartmann glaubt nicht an einen Zufall, aber eine schlüssige Erklärung für den Anschlag hat auch er nicht. Zumal der 27-Jährige bei der vergangenen Stadtratswahl auf der Liste der Bayernpartei kandidierte, auf dem vorletzten Platz. Nur dreimal, glaubt sich Hartmann zu erinnern, habe er den Mann überhaupt gesprochen: bei einem politischen Stammtisch, bei der Listenaufstellung und einmal, vor einem Jahr etwa, im Supermarkt. Auf seinem Facebook-Profil zeigt sich der 27-Jährige mit nacktem Oberkörper vor Amerikafahne.

Hartmann berichtet, er sei im Juni von einem Mann angeschrieben worden, der angegeben habe, er sei der "Betreuer" des 27-Jährigen. Dieser trete aus der Partei aus, weil er mit der politischer Ausrichtung Hartmanns nicht einverstanden sei. Er sei, sagt der Stadtrat, "gerade völlig von der Rolle". Nach Angaben des Würzburger Amtsgerichts muss sich der 27-Jährige nun unter anderem viermal wöchentlich bei der zuständigen Polizeidienststelle melden, weitere Auskünfte erteilen derzeit weder Staatsanwaltschaft noch Gericht. Als großen Schutz empfinde er die Auflagen nicht, sagt Hartmann.

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