Kirche - Würzburg:Bischof kritisiert Unterschriften für verurteilten Priester

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Würzburg (dpa/lby) - Der Würzburger Bischof Franz Jung hat sich von den Unterschriftenaktionen für einen wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Priester distanziert. "Die Aktionen konterkarieren in bizarrer und skandalöser Weise das Bemühen des Bistums Würzburg um Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs und verursachen schwersten Schaden für Pfarrei, Bistum und Kirche insgesamt", teilte Jung am Dienstag mit.

Die Mitglieder einer Gemeinde im Landkreis Bad Kissingen hatten Unterschriften für den Geistlichen gesammelt, der wegen sexuellen Missbrauchs an einer früheren Ministrantin verurteilt worden war. Sie wollten damit erreichen, dass der Bischof sich für den Priester einsetzt, damit dieser sich wieder kirchlich engagieren darf.

"Die Organisatoren und Unterzeichner der Aktionen fordere ich auf, das Urteil und das Leid der Betroffenen zu akzeptieren und Tatsachen nicht zu verdrehen", betonte Jung. Der Priester werde definitiv nicht mehr in die Pfarreiengemeinschaft zurückkehren.

Das Amtsgericht Bad Kissingen hatte den Deutschen im vergangenen August zu einem Jahr und vier Monaten Haft verurteilt (Az. 8 Js 1298/19). Die Strafe wurde auf drei Jahre Bewährung ausgesetzt. Staatsanwaltschaft und Verteidigung legten zunächst Berufung ein, nahmen diese aber im Februar zurück, wodurch das Urteil rechtskräftig wurde.

Die Ministrantin hatte sich nach eigenen Angaben vor etwa zehn Jahren in den früheren Kaplan verliebt, dieser hatte sie aber zunächst zurückgewiesen. Um das Jahr 2010 kam es dann aber unter anderem zu einem Zungenkuss, der nach Angaben des Opfers vor Gericht einvernehmlich war. Weil das Mädchen damals aber unter 14 war, verurteilte das Amtsgericht den Mann wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes.

© dpa-infocom, dpa:210315-99-833681/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: