Kirche - Passau:Betroffenenbeirat Passau lenkt Fokus auf Missbrauchs-Opfer

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Passau (dpa/lby) - In der Diskussion um das Missbrauchsgutachten aus dem Erzbistum München und Freising mahnt der Betroffenenbeirat im Bistum Passau, die Opfer nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Betroffenen von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche kämen in der öffentlichen Wahrnehmung zu kurz, kritisierte der Beirat am Mittwoch.

"Ganz Deutschland spricht über das Versagen der katholischen Kirche, über Vertuschung, fehlerhafte und verschwundene Personalakten und über Rücktritt von prominenten Bischöfen und Kardinälen", heißt es in einer Stellungnahme. "Aber kaum jemand nimmt das grenzenlose Leid der von Missbrauch Betroffenen, die schon als Kinder zu Opfer wurden und unter massiven lebenslangen Folgen leiden, zur Kenntnis, wenn ja, dann nur als Randnotiz."

Der Passauer Betroffenenbeirat richtet nach eignen Angaben den Fokus auf die Begleitung und Unterstützung von Betroffenen auf dem Weg zur Anerkennung ihres Leids und zur Bewältigung ihres erschwerten Lebensweges.

Die systematische Aufarbeitung der Vorgänge im Bistum Passau sei Sache der Aufarbeitungskommission, die jedoch von Vertretern des Betroffenenbeirates unterstützt werde. Der Beirat rief Betroffene auf, sich zu melden - und zwar unabhängig davon, ob sie ein Verfahren im Bistum einleiten wollen oder nicht.

Ein vom Erzbistum München und Freising in Auftrag gegebenes und vergangene Woche vorgestelltes Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden.

Laut dem Bericht sind zwischen 1945 und 2019 in dem Bistum mindestens 497 Kinder und Jugendliche von Priestern, Diakonen oder anderen Mitarbeitern der Kirche sexuell missbraucht worden. Mindestens 235 mutmaßliche Täter gab es demnach - darunter 173 Priester und neun Diakone. Jedoch sei von einer viel größeren Dunkelziffer auszugehen.

© dpa-infocom, dpa:220126-99-858485/2

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