Kempten (dpa) - Im ersten Prozess zum Allgäuer Tierschutzskandal werden heute (9.00 Uhr) am Landgericht Kempten die Plädoyers erwartet. Möglicherweise wird im Anschluss auch bereits das Urteil verkündet.
Zum Auftakt hatten die drei angeklagten Landwirte zugegeben, ihre Rinder in mehr als 100 Fällen monatelang vernachlässigt und leiden gelassen zu haben. Das Ehepaar und dessen erwachsener Sohn ließen über ihre Verteidiger erklären, sie seien mit dem zuvor deutlich vergrößerten Milchviehbetrieb nach einem schweren Autounfall des Sohnes massiv überfordert gewesen. Bei einer Verurteilung drohen ihnen Geldstrafen oder Haftstrafen bis zu drei Jahren.
Laut Anklage hielt die Familie auf ihrem Hof im Landkreis Oberallgäu insgesamt 587 Rinder. Bei mehreren Kontrollen von Oktober 2019 bis März 2020 fanden Veterinäre dort abgemagerte Tiere, Rinder mit entzündeten Klauen, in Kot liegende Kühe und überfüllte Ställe. Das Landratsamt untersagte den Landwirten deshalb, weiter Tiere zu halten. Ihren Betrieb verkaufte die Familie nach eigenen Angaben.
Im Zuge des Allgäuer Tierschutzskandals waren zwischen Juli 2019 und Januar 2020 mehrere Höfe wegen teils massiven Tierschutzverstößen in die Schlagzeilen geraten. Auslöser waren Videoaufnahmen, die aus einem Betrieb im Landkreis Unterallgäu stammen sollen. Der Prozess in diesem Fall am Landgericht Memmingen steht bislang noch aus.
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