Kassenärztliche Vereinigung:Weniger Verschreibungen von Antibiotika

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Die Gabe von Antibiotika ist bei vielen Infekten überflüssig. Zu diesem Ergebnis kommt ein Projekt, das am Dienstag in München von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns vorgestellt wurde. Seit Oktober 2017 haben 292 Ärzte aus zwölf bayerischen und zwei nordrhein-westfälischen Arztnetzen bei Atemwegserkrankungen, Ohrenschmerzen oder unkomplizierten Harnwegsinfektionen möglichst auf eine Antibiotikagabe verzichtet. Stattdessen klärten sie die Patienten auf. Die Verschreibungsquote von Antibiotika sank bei teilnehmenden Praxen innerhalb von zwei Jahren um rund acht Prozentpunkte auf etwa 50 Prozent.

"Wir haben sehr gutes Feedback seitens der Teilnehmer in den Praxen erhalten", sagte Joachim Szecsenyi, Geschäftsführer des Aqua-Instituts für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen. Ziel des Projekts ist es, dass Antibiotika weniger häufig verschrieben werden, um die Bildung von resistenten Keimen zu vermeiden. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben Schätzungen zufolge jährlich allein in der Europäischen Union rund 25 000 Menschen an Infektionen mit resistenten Bakterien, die sie sich in einer Gesundheitseinrichtung zugezogen haben.

Unter dem Kürzel "Arena" haben sich mehrere Partner aus dem Gesundheitswesen zusammengeschlossen, darunter auch die AOK Bayern. Das Kürzel Arena steht für "Antibiotika-Resistenzentwicklung nachhaltig abwenden". Die endgültigen Ergebnisse des Projekts sollen in einem Jahr vorliegen und dann Einzug in möglichst viele Arztpraxen halten.

Die vom Landtag in Auftrag gegebene Studie zum Einsatz von Homöopathie bei Blutvergiftungen stieß bei Veit Wambach auf Skepsis. Wambach ist Projektbeauftragter der Agentur deutscher Arztnetze, in dem Hunderte Praxen zusammengeschlossen sind. "Warum sollten Patienten etwas schlucken, dessen Wirkung nicht klar belegt ist?", sagte er. Viel trinken, inhalieren, Obst essen und ausruhen hätten bei vielen Erkrankungen ein weit größeren Nutzen. "Das Geld, das Menschen für Globuli ausgeben, sollten sie lieber in Obst investieren." Allerdings gebe es Krankheiten, bei denen der Einsatz von Antibiotika nötig sei. Diese nicht zu geben, sei fehlerhaft und schädlich, sagte Wambach

© SZ vom 20.11.2019 / alsp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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