Kasinos:Nichts geht mehr

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Da die meisten Kasinos Verluste machen, stellt sich die Frage: Schließen oder Subventionieren?

Andreas Roß

Ja, man hat sich richtig gefreut in Kötzting, damals im Jahr 2000. Die kleine Stadt im Landkreis Cham in der Oberpfalz hatte damals noch nicht das Prädikat als Bayerns jüngstes Kneipp-Heilbad bekommen. Doch sie nannte jetzt eine Spielbank ihr Eigen, die Bürger in dieser strukturschwachen Region nahe der Grenze zu Tschechien begriffen das damals als einen Schritt in eine gute Zukunft. So war es ja auch vom Lizenzgeber Freistaat Bayern gedacht: die Spielbank als eine strukturpolitische Maßnahme, die den sogenannten ländlichen Raum mit neuen Arbeitsplätzen stärken und den Abfluss des Geldes nach Tschechien verhindern sollte.

Die meisten Kasinos machen Verluste. Jetzt stellt sich die Frage nach der Zukunft.  (Foto: dapd)

"Für uns war das eine tolle Sache", sagt Bad Kötztings Bürgermeister Wolfgang Ludwig. Doch heute - zehn Jahre später - ziehen dunkle Wolken über dem Kötztinger Kasino auf. Wenn es ganz dick kommt, könnte es sogar geschlossen werden. "Es darf keine Tabus geben, wir werden auch eine Schließung ernsthaft prüfen", erklärt Bayerns Finanzstaatssekretär Franz Pschierer (CSU).

Denn die Spielbank in Bad Kötzting wirft keinen Gewinn ab, sie ist wie sechs andere Kasinos im Freistaat in die Verlustzone gerutscht. Der Freistaat müsste deshalb 2011 seine Spielbanken erstmals aus dem Staatshaushalt bezuschussen. Ein solcher Vorgang aber dürfte dem Steuern zahlenden Bürger, der an anderen Stellen Einsparungen hinnehmen muss, kaum zu vermitteln sein.

Von den neun bayerischen Spielbanken sind nur noch zwei profitabel: Das Kasino im fränkischen Feuchtwangen und die vor wenigen Jahren neu erbaute Spielbank in Bad Wiessee hoch über dem Tegernsee. Alle anderen kämpfen mit Problemen, die sie selbst praktisch nicht beeinflussen können: die Konkurrenz der gewerblichen Spielhallen, das Spiel im Internet und das strenge Rauchverbot, das die Raucher von den Spieltischen und Automaten in großer Zahl vertrieben hat.

Der Bruttospielertrag der Spielbanken ist nach Angaben von Staatssekretär Pschierer von 128 Millionen Euro im Jahr 2006 auf zuletzt 68 Millionen gesunken. In Bad Kötzting und im oberfränkischen Bad Steben kommt noch die Nähe zu Tschechien hinzu. Dort gibt es in einem Umkreis von 20 bis 30 Kilometern gleich ein halbes Dutzend Spielmöglichkeiten, "in denen praktisch alles erlaubt ist", wie Kötztings Bürgermeister Ludwig klagt. Dennoch hofft er, sein Kasino im Ort halten zu können.

Doch Einschränkungen wird es in jedem Fall geben, weiß Erwin Horak von der Staatlichen Lotterieverwaltung Bayern. Bayerns Spielbanken, die derzeit noch 730 Mitarbeiter beschäftigen, werden einem tiefgreifenden Restrukturierungskonzept unterzogen werden, das neben Personalabbau und verringerten Öffnungszeiten auch Änderungen im Spielangebot vorsieht.

Sowohl der Bürgermeister von Kötzting als auch sein Bad Stebener Kollege Bert Horn hoffen so, das Damoklesschwert einer drohenden Schließung noch abwenden zu können. "Unsere Baukosten sind noch lange nicht abfinanziert. Wenn wir zumachen müssten, blieben wir auf zehn Millionen Euro sitzen", sagt das Kötztinger Stadtoberhaupt. "Da müsste uns dann die Staatsregierung, auf die man sich bislang immer verlassen konnte, einen Ausgleich bezahlen", betont Ludwig.

Das Thema beschäftigt auch die Fraktionen im bayerischen Landtag. Der Grünen-Finanzexperte Eike Hallitzky hat inzwischen einen Verkauf der staatlichen Spielbanken gefordert. Glücksspiel und staatliche Aufsicht müssten getrennt werden. Schließlich betreibe der Staat auch keinen Drogenhandel, obwohl das profitabel sei, sagte der Politiker.

© SZ vom 29.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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