Es gehört zu den hehrsten Aufgaben bayerischer Politiker, der Jahreszeit entsprechend die jeweilige Genuss-Saison bildstark zu eröffnen. Spargelstechen, Erdbeerenpflücken, Hopfenzupfen, nichts, was eine Landwirtschaftsministerin oder ein Ministerpräsident nicht drauf hätte. Gerne mit Produktkönigin und anschließender Verkostung.
Am 1. September nun beginnt die Karpfensaison, dafür stieg in Markt Thierstein (Landkreis Wunsiedel) Markus Söder in leibhohen Gummihosen höchstselbst in den Teich und fischte Fische. Nachzuschauen auf seinen Profilen in den sozialen Medien. Dazu das Loblied auf den Karpfen, den er schon als Kind gern gegessen habe, "am liebsten gebacken", und der Dank an die Teichwirte, "sie sorgen mit ihrer Arbeit für Kulturpflege".
Indes, nach getaner Arbeit gab es am Donnerstag keinen Karpfen für Söder, auch nicht für Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und die anderen Ehrengäste. Denn die Teichwirte, deren Karpfenteichwirtschaft immerhin zum immateriellen Kulturerbe zählt, fühlen sich alleingelassen von der Politik - und stattdessen überrannt vom Fischotter. Sie fordern mehr Maßnahmen gegen die Tiere. Ein "Hilfeschrei an die Politik" sei die Aktion, wie der Landesfischereiverband mitteilte. In Söders Posts ist davon nichts zu lesen.
Ob der Protest tatsächlich wirkte? Statt Karpfen wurden den Politikern nämlich Schäufele serviert. Und das ist nun auch keine zu verachtende fränkische Spezialität.