Klage gegen Seilbahn:"Schickimicki-Betrieb und Remmidemmi auch in der Nacht"

Lesezeit: 2 Min.

Beileibe nicht jeder, der mit der Seilbahn auf die Kampenwand fährt, tut das nur, weil es sein Bauch nicht anders erlauben würde. (Foto: imago)

Der Bund Naturschutz klagt gegen die neue Kampenwandbahn, die künftig dreimal so viele Menschen auf den beliebten Ausflugsberg über dem Chiemsee befördern kann. Was Naturschützer und Bürgerinitiativen nun befürchten.

Von Matthias Köpf, Aschau im Chiemgau

Wer es zu Fuß, per Mountainbike oder doch mit der Seilbahn auf die Kampenwand geschafft hat, kann es sich an der Sonnenalm auf 1500 Höhemetern seit einer Weile auf Sitzgruppen aus Lounge-Möbeln bequem machen. Für Rainer Auer sind diese Möbel ein Vorzeichen für das, was dort hoch über dem Chiemsee sonst noch alles passieren könnte, wenn statt der 65 Jahre alten Seilbahn mit den bunten Vierergondeln eine neue Bahn mit Achterkabinen dreimal so viele Menschen auf den Berg befördern kann. Der Rosenheimer Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz sieht da die "Gentrifizierung" der Kampenwand kommen, es drohten "Schickimicki-Betrieb und Remmidemmi auch in der Nacht". Das Landratsamt Rosenheim hat den Neubau der Seilbahn aber schon genehmigt. Nun hat der BN dagegen Klage eingereicht.

Dabei wende man sich nicht gegen die technische Ertüchtigung der bestehenden Bahn, betont Auer, und der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner erklärt, dass man "in keinster Weise den Abriss" jener Bahn fordere, die für den Tourismus im Talort Aschau so wichtig ist. Nur vertrage die ohnehin überlaufene Kampenwand keine Verdreifachung der jetzigen Seilbahnkapazität von 450 Fahrgästen pro Stunde auf künftig mehr als 1500.

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Bahn-Betreiber Eric Zbil dagegen versichert, die neue Bahn solle gar nicht viel mehr Menschen auf die Kampenwand bringen, höchstens zehn oder 15 Prozent zusätzlich. Die Kapazitätserweiterung diene vor allem dazu, dass die Fahrgäste an Tal- und Bergstation nicht so lange Schlange stehen müssten. Kleinere als Achterkabinen seien von der Stange nicht zu bekommen, die neue Bahn werde außerdem endlich barrierefrei zugänglich sein.

Das mit den Fahrgastzahlen wiederum mag man beim BN nicht recht glauben. Die Zahl 1530 stamme aus den Unterlagen und sei vielleicht theoretisch. Aber eine andere gebe es nicht - zumal sich die Betreiber trotz Verhandlungsbereitschaft des BN nicht auf eine Obergrenze hätten festlegen wollen. Zu glauben, jemand investiere 20 bis 30 Millionen Euro, damit er hinterher das Gleiche habe wie vorher, ist für Rainer Auer "auch ein bisschen naiv".

Mit staatlicher Hilfe "falsch investiert"

Zudem stößt sich der BN an den 81 Sonderfahrten, die Teil der Genehmigung sind. Betrieb am Abend störe die streng geschützten Birkhühner, argumentiert Lisa Eberlein als Rechtsvertreterin des BN. Vor allem aber müssten für die Materialseilbahn, die dem Bau dienen soll, Bäume im geschützten Bergwald gefällt werden. Das müsse laut Mergner Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) verhindern, so wie Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) unterbinden möge, dass mithilfe der staatlichen Seilbahnförderung falsch investiert werde. Ohne Förderung müsste man sich jetzt wohl gar nicht schützend vor den Bergwald stellen, mutmaßt Mergner.

In Aschau gibt es unterschiedliche Meinungen zu dem Projekt. Der Gemeinderat hat sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen. Die Bürgerinitiative "Rettet die Kampenwand" hingegen befürchtet noch mehr Verkehr im Ort und einen verminderten Schutz vor extremen Wetterereignissen durch den Eingriff in den Bergwald. Sie hat laut Sprecher Peter Weimann rund 7500 Unterschriften dagegen gesammelt, davon rund zwei Drittel aus der Region.

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