Kaltenberg:"Deutschland liebt mich, den Schwarzen Ritter"

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Nun kämpft er wieder um seine Ehre: Frédéric Laforet ist der Schwarze Ritter von Kaltenberg. Im Gespräch verrät er, warum er sich beim Ritterturnier als Bösewicht wohl fühlt.

Kathrin Haimerl

Die Sonne brennt auf den Sand in der Arena von Schloss Kaltenberg. Sir Lancelot kämpft mit nacktem Oberkörper und zu tief sitzender Jeans gegen König Artus. Im Hintergrund ertönen dumpfe Trommelschläge. Der einzig Kostümierte ist Zauberer Merlin. Er testet, ob sein Umhang beim Galoppieren richtig im Wind flattert. Es ist Probe im oberbayerischen Kaltenberg: Das Schloss rüstet sich für das weltgrößte Mittelalterspektakel, das an diesem Freitag beginnt.

Ist eigentlich ein netter Mensch: Frédéric Laforet als Schwarzer Ritter in Action. (Foto: Rosa Morello/Kaltenberger Ritterturnier)

Der Schwarze Ritter trägt ein grünes Shirt und ausgewaschene, graue Jeans. Frédéric Laforet kneift die Augen zusammen. Dann ruft er etwas auf Französisch. Wie die anderen Ritter-Darsteller ist er aus Frankreich angereist. Sie arbeiten für den Pferdetrainer Mario Luraschi, dem Leiter von Cavalcade, eines der weltbesten Stuntteams. Laforet kämpft seit sechs Jahren für die dunkle Seite im Kaltenberger Ritterturnier. In diesem Jahr mimt er Mordred, der König Artus den Thron streitig macht.

Frédéric, den sie hier alle nur "Fred" nennen, ist inzwischen 44. Eigentlich kein Alter. Doch in diesem Job schon. Und deshalb bereitet der Franzose seinen Abschied von der Rolle als Schwarzer Ritter vor. Ein, vielleicht zweimal noch, sagt er, wolle er in Kaltenberg noch um seine Ehre kämpfen. Dann sei Schluss. Aber es ist kein kompletter Abschied: Denn ihm bleibe ja noch die Musik.

Für die Spiele, die am Freitag beginnen, hat er dieses Mal die Musik selbst komponiert. "Mehr Rock 'n' Roll als Klassik", sagt er, nimmt ein Büschel Tabak aus dem Päckchen und dreht sich eine Zigarette. Dann erzählt er.

sueddeutsche.de: Herr Laforet, Sind Sie gerne der Bösewicht?

Frédéric Laforet: Ja. Da steckt viel mehr Energie dahinter, man braucht jede Menge Adrenalin. Der Schwarze Ritter, der ist mächtig, schlagkräftig, stark. Der bildet eine viel breitere Gefühlspalette ab als die anderen Ritter. Ich muss von Anfang an aggressiv auftreten, in manchen Szenen muss ich aber darauf achten, dass ich mich zurücknehme. Den Schwarzen Ritter zu spielen, das ist eine Extremsportart.

sueddeutsche.de: Wie wird man das - "Schwarzer Ritter"?

Frédéric Laforet: Tja ... In meinem Fall stellte sich die Frage, ob ich einer der Hauptdarsteller werden sollte oder lediglich gewöhnlicher Ritter. Wegen meines Auftretens und meiner Erscheinung hat mich der Regisseur zum Schwarzen Ritter gemacht. Der bin ich nun schon zum sechsten Mal in Folge. Und das gefällt mir.

sueddeutsche.de: Ein Beispiel dafür?

Laforet: In diesem Jahr kommt die König-Artus-Sage nach Kaltenberg. Sir Lancelot und Königin Guinevra beginnen eine Affäre. Wenn die beiden auf der Bühne sind, kommt mein Einsatz. Ich muss das Paar auseinanderbringen. Da darf ich nicht aggressiv auftreten. Ich muss ruhig sein, dafür aber hinterhältiger.

sueddeutsche.de: Sie haben einmal gesagt, dass Sie in Ihrem früheren Leben ein Ritter waren.

Schwarzer Ritter in Freizeitkleidung: Frédéric Laforet mit seinem Pferd Miguel. (Foto: online.sdebayern)

Laforet: Das stimmt. Dazu stehe ich nach wie vor. Ich spüre, dass ich schon seit Jahrhunderten die Kunst des Kämpfens beherrsche.

sueddeutsche.de: Aha. Und haben Sie schon immer für die dunkle Seite gekämpft?

Laforet: (lacht) Nein, das glaube ich nicht. Eigentlich bin ich ganz ein Netter.

sueddeutsche.de: Wie sind Sie gestorben?

Laforet: Es war auf jeden Fall ein gewaltsamer Tod im Kampf.

sueddeutsche.de: Frustriert es Sie nicht, dass Sie als Bösewicht immer verlieren müssen?

Laforet: Das stimmt so nicht. Einmal musste das Publikum wählen, wer das Turnier gewonnen hat. Der strahlende Held oder ich. Und zweimal haben die Zuschauer für mich gestimmt. Zunächst konnte ich es gar nicht glauben. Die Menge fand, dass ich besser gekämpft habe. Das war ein großartiger Moment.

sueddeutsche.de: Das heißt, Sie sind der eigentliche Publikumsliebling?

Laforet: Ja, das ist phantastisch hier. In Frankreich ziehen sie meist den strahlenden Helden vor, Sir Lancelot oder König Artus. Aber hier in Deutschland, da mögen sie den Schwarzen Ritter. Ich habe in der Show von Kaltenberg sogar meinen persönlichen Wachdienst: Das sind die Schwarzen Ritter zu Bruck. Ich bin deren Chef.

sueddeutsche.de: Was ist die schwierigste Szene im aktuellen Programm?

Laforet: Definitiv das Ritterturnier selbst. Das ist das Gefährlichste. Man braucht jede Menge Technik und Körperbeherrschung. Auch das Pferd setzt zu diesem Zeitpunkt das Maximum seiner Kräfte ein. Beim Turnier muss ich alles unter Kontrolle haben, da muss alles abgestimmt sein: Das Pferd, die Waffen, die Choreographie, die Geschwindigkeit. Und dafür trainiere ich regelmäßig das ganze Jahr über.

sueddeutsche.de: Wie bereiten Sie sich auf den Moment des Aufpralls vor?

Laforet: Ich nehme die Lanze, bringe sie in die richtige Stellung, ziele damit auf den Gegner. Sobald ich meine Lanze entsprechend ausgerichtet habe, nehme ich nur mehr das Ziel wahr. Das ist das Schild des anderen Ritters. Dann gibt es genau einen Moment, bevor ich mit dem anderen auf einer Höhe bin, den ich erwischen muss, um meinen Rivalen vom Pferd zu werfen.

sueddeutsche.de: Und wie schützen Sie sich da?

Laforet: Der wichtigste Schutz ist mein Helm. Ich glaube, dass ich vieles instinktiv richtig mache. Dass ich ganz kurz vor dem Zusammenstoß meine Augen schließe, um keine Holzsplitter abzubekommen.

sueddeutsche.de: Was, wenn die Choreographie vorsieht, dass Sie fallen müssen?

Laforet: Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten zu fallen: zur Seite, nach hinten, oder aber man lässt sich so fallen, dass man vom Pferd mitgeschleift wird. Je nachdem, was der Regisseur für die jeweilige Szene vorgesehen hat.

sueddeutsche.de: Wie müssen Sie denn fallen, wenn Sie gegen Lancelot antreten?

Laforet: Ich bitte Sie, ich falle doch nicht vom Pferd! Ich bin der Schwarze Ritter!

sueddeutsche.de: Nun kommen Sie schon. Irgendwann müssen Sie doch fallen!

Laforet: Ich verrate Ihnen nur so viel: Es werden viele fallen!

Die Auftaktveranstaltung des Kaltenberger Ritterturniers findet am Freitag, 9. Juli, statt. Das Gelände ist ab 16 Uhr geöffnet, Einlass in die Arena ist um 19:30 Uhr. Mehr Infos unter: www.ritterturnier.de

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