Käpt'n Kuck auf Reisen:Unter Freunden

Käpt'n Kuck ruht sich aus. Seit einer Woche macht der SZ-Kuckuck auf seiner Reise ins Winterquartier nun schon Rast in Darfur - und trifft dort auf alte Bekannte aus Regensburg.

Von Christian Sebald

Zwar ist die Landschaft in der Unruheprovinz Darfur im Westsudan wirklich karg, das Insektenbuffet ist eher schmal und das Wetter richtig heiß. Aber Käpt'n Kuck kommt dort unten offenbar ganz gut zurecht. Zumindest so gut, dass er wieder Kraft tanken kann nach seinem überaus anstrengenden 2250 Kilometer weiten Nonstop-Flug über die Sahara.

Eine Woche lang hält sich der SZ-Kuckuck nun schon in Westdarfur auf. Das Beste aber ist: Käpt'n Kuck ist nicht der einzige Kuckuck in Westdarfur. Auch Reinhard und Richard, die wie er aus der Gegend bei Regensburg stammen, sind dort gelandet. Und Juliane, ein Kuckucksweibchen aus Weißrussland. "Juliane gehört zu einer Kontrollgruppe von Kuckucken, die wir schon im vergangenen Jahr in der Region nahe der Stadt Turav eingefangen und ebenfalls mit Satellitensendern ausgestattet haben", sagt Markus Erlwein, der das Kuckuck-Forschungsprojekt des Vogelschutzbundes LBV betreut. "Wir wollen so überprüfen, ob das, was unsere bayerischen Kuckucke auf ihrem Flug ins Winterquartier treiben, auch auf Kuckucke aus anderen Regionen übertragen werden kann."

Das kann es, zumindest ungefähr. Das steht durch die Ankunft aller vier in derselben Region in Westdarfur fest. Auch wenn nur Reinhard wie Käpt'n Kuck auf der östlichen Strecke über den Balkan dorthin gelangt ist. Richard hat eine wirklich aberwitzige Route gewählt: Er ist erst nach Italien geflogen und dort immer gen Südosten den Stiefel hinab und übers Mittelmeer, sodass er im gleichen Gebiet in Nordafrika anlandete wie Käpt'n Kuck. Statt aber nun wie dieser nach Süden abzubiegen und den direkten Weg nach Westdarfur zu wählen, blieb Richard weiter auf Kurs gen Südost - bis er im Yangudi Rassa Nationalpark in Äthiopien war, einer Savannenlandschaft nicht unähnlich der in Darfur.

"Dort hat Richard offenbar gemerkt, dass er viele hundert Kilometer zu weit nach Osten abgedriftet ist", sagt Erlwein. "Darauf hat er einen abrupten Haken geschlagen und ist zurück - immer leicht nach Nordwesten, bis er endlich in Westdarfur war." Die Weißrussin Juliane ist von ihrer Heimat aus ebenfalls gen Südosten geflogen - über die Ukraine, das Schwarze Meer und die Türkei nach Nordsyrien hinein. "Erst dort ist sie nach Südwesten geschwenkt", sagt Erlwein, "und dann pfeilgrade über die arabische Halbinsel und Ägypten in den Sudan hinein nach Westdarfur in ziemlich genau die gleiche Region, wo sich die drei bayerischen Kuckucke aufhalten."

Und was hält die vier nun in Westdarfur? "Das Wetter", sagt der LBV-Mann Erlwein. "Dort sind in dieser Woche heftige Gewitter angesagt. Das heißt, dass die Wadis immer wieder voller Wasser sind." Wadis sind Flusstäler, die für gewöhnlich kein Wasser führen. Nur bei starken Regenfällen sammelt sich das kostbare Nass für einige Stunden in ihnen. "Unseren Kuckucken dürfte das ausreichen, um sich von den bisherigen Strapazen zu erholen", sagt Erlwein. Denn noch sind Käpt'n Kuck und seine Artgenossen nicht am Ziel. 2013 überwinterten die bayerischen Kuckucke südlich des Äquators in den Regenwäldern im Kongo und Angola. Juliane flog noch sehr viel weiter - bis nach Mosambik. "Das sind noch mal einige tausend Kilometer Luftlinie", sagt Erlwein. "Mal sehen, ob Juliane das wieder macht oder ob sie es früher gut sein lässt."

Die Flugrouten weiterer besonderter Kuckucke des LBV finden Sie hier.

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