Kabinettsbeschluss:38.000 neue Studienplätze

Bayerische Uni-Rektoren begrüßen das Ausbauprogramm, das nach Ansicht von SPD und Grünen ,,viel zu spät kommt''.

Kassian Stroh

Nach sechsmonatigen Verhandlungen mit den Hochschulen hat die Staatsregierung erste Eckpunkte beschlossen, wie Bayerns Universitäten und Fachhochschulen (FH) für den anstehenden Studentenansturm vorbereitet werden sollen.

An den Unis sollen 15.200 neue Studienplätze geschaffen werden, an den FHs ebenso viele. Weitere 7600 Zusatzplätze sind geplant; wo sie entstehen, werde je nach Nachfrage nach bestimmten Fächern und Standorten festgelegt, sagte Wissenschaftsminister Thomas Goppel nach der Kabinettssitzung.

Dieser Ausbau um insgesamt 38.000 Studienplätze werde bis 2013 eine Milliarde Euro zusätzlich kosten - gut ein Viertel davon erhält der Freistaat vom Bund. Diese Schätzung enthält aber nur die Kosten für Personal und Sachausstattung, nicht etwa den zusätzlichen Raumbedarf oder die Sanierung von Gebäuden.

Für den Ausbau will das Kabinett, wie Goppel sagte, 3000 neue Stellen bis 2011 schaffen - wenngleich er einräumte, dass darin nicht nur Lehrpersonal, sondern beispielsweise auch Hausmeister enthalten seien.

Deutliche Stärkung der Fachhochschulen

Neue Stellen würden langfristig auch dadurch finanziert, dass an den Schulen wegen des erwarteten Schülerrückgangs Lehrerstellen abgebaut werden. Goppel versicherte aber, es werde kein Lehrer für die Studenten "nach Hause geschickt".

Nach den Prognosen seines Hauses wird die Zahl der Studenten wegen der geburtenstarken Jahrgänge, die an die Hochschulen drängen, bis 2012 von derzeit 259.000 auf mehr als 330.000 steigen - ein Plus von gut einem Viertel. Ihnen stünden nach den Ausbauplänen dann 238.000 Studienplätze zur Verfügung (heute: 200.000).

Sollten die neuen Plätze an FHs und Unis gleichermaßen geschaffen werden, wie von Goppel geplant, bedeutete dies eine deutliche Stärkung der Fachhochschulen, an denen bislang nur gut ein Viertel der bayerischen Studenten eingeschrieben ist.

In jedem Fall werden vor allem die Ingenieur- und Naturwissenschaften deutlich ausgebaut. Ihnen will Goppel drei Viertel der neuen Plätze schenken, da es hier einen "besonders hohen Bedarf am Arbeitsmarkt" gebe.

Alf Zimmer, Sprecher der bayerischen Uni-Rektoren, begrüßte die Pläne. Verglichen mit anderen Bundesländern sei dies "ein guter Einstieg, um die steigenden Studentenzahlen als Chance zu nutzen". Er bezweifelte gleichwohl, dass Goppels Kostenschätzung ausreiche.

Grüne und SPD kritisierten, Goppels Ausbauprogramm komme zu spät und sei nur ein Notnagel. In den vergangenen Jahren habe die Staatsregierung den Hochschuletat nur unterdurchschnittlich aufgestockt, notwendige Investitionen seien systematisch versäumt worden, sagte der SPD-Hochschulpolitiker Wolfgang Vogel. Zuwächse habe es lediglich bei der Eliteförderung gegeben, der alltägliche Lehrbetrieb sei sträflich vernachlässigt worden.

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