Junge Union in Bayern:"Wir wollen ein junges Bild der CSU zeichnen"

Landesversammlung Junge Union Bayern

Seit 2013 ist Hans Reichhart Chef der Jungen Union Bayern. Seine Wiederwahl am Freitag gilt als sicher.

(Foto: Andreas Gebert/dpa)

Wer soll die CSU in die Landtagswahl 2018 führen? Der Bayern-Chef der Jungen Union, Hans Reichhart, dringt auf eine zügige Entscheidung.

Interview von Wolfgang Wittl

"Bayern 2030 - Weichen stellen für die Zukunft": Unter diesem Motto trifft sich die Junge Union Bayern von Freitag bis Sonntag zu ihrer Landesversammlung in Erlangen. Aber nicht nur die JU, auch die Mutterpartei CSU stellt mit Blick auf die Landtagswahl 2018 die Weichen.

Weiter an der Spitze mit Horst Seehofer? Neubeginn mit Markus Söder? JU-Landeschef Hans Reichhart, 35, hat bereits klare Vorstellungen.

SZ: Parteichef Horst Seehofer wird als Hauptredner erwartet. Was hat er von der JU zu befürchten?

Hans Reichhart: Er wird ganz normal empfangen. Es wird sicher darum gehen: Was sind die Ursachen für das schlechte Ergebnis bei der Bundestagswahl? Welche Folgen muss man daraus ziehen? Jedes einzelne Mitglied kann Fragen stellen, da wird nichts vorgegeben. Deshalb wird das ganze Meinungsspektrum der Partei zu hören sein, das wir derzeit zu bieten haben.

Dass das nicht immer erfreulich sein muss, durfte bereits Angela Merkel beim Deutschlandtag der JU erfahren.

Ich kann nur sagen: Horst Seehofer hat vieles in den letzten Jahren wirklich sehr, sehr gut gemacht.

Das klingt nach einem großen "Aber".

Unsere Mitglieder sind dafür bekannt, dass sie sagen, was sie denken. Und nicht: Mensch, ich muss jetzt unbedingt political korrekt sein. Dafür sind wir die Junge Union. Das sind die Leute, die den Kopf hinhalten im Wahlkampf. Die nachts Plakate aufstellen, Flyer verteilen, rausgehen und sich anreden lassen. Sie wollen sich dann auch intensiv austauschen können.

Für wen soll die JU denn im Landtagswahlkampf 2018 Plakate kleben?

Für unseren Spitzenkandidaten und für viele junge Kandidaten.

Etwas konkreter bitte: Horst Seehofer? Markus Söder? Oder doch andere?

Wir haben gesagt, dass wir die Frage nach den Sondierungsgesprächen in Berlin entscheiden. Uns ist wichtig, dass wir in der Gesamtsumme mit einem jungen Team in die Wahl gehen.

Das hört sich nicht so an, als wolle die JU mit einem dann 69-jährigen Seehofer in die Mutter aller Schlachten ziehen.

Wir wollen vor allem einen Zukunftsplan entwerfen, wohin es mit Bayern gehen soll. Nicht den Status quo konservieren, sondern Neues anpacken. Wir wollen ein junges Bild der CSU zeichnen.

Tatsächlich ist das Bild der CSU derzeit von Selbstdemontage geprägt. Die Attacken auf den Parteichef reißen nicht ab, der Machtkampf zwischen Seehofer und Söder beschädigt inzwischen alle Beteiligten. Wie soll das weitergehen?

Wir brauchen definitiv noch im November eine Lösung. Die letzten vier Jahre haben total tiefe Gräben in der CSU hinterlassen. Oft ging es doch nur noch um die Frage: Wer kann wie mit wem? Wir haben fast 150 000 Mitglieder. Die erwarten sich, dass das Gemeinsame in der Partei wieder sichtbar wird. Sie wollen, dass das Spitzenpersonal sagt: Uns geht es nicht um Einzelinteressen, sondern darum, gemeinsam die CSU vorwärts zu bringen. Da brauchen wir am Schluss die verschiedenen Pole der Partei. Und deswegen muss noch im November Klarheit herrschen, ansonsten wird das sehr schwierig für uns als CSU.

Also Klarheit, mit welchem Spitzenkandidaten die CSU 2018 in die Wahl zieht?

Ganz genau. Der Parteitag muss der Startschuss in das Landtagswahljahr sein. Wir können nicht über Weihnachten abwarten, was auf der Klausurtagung der Landtagsfraktion passiert. Wir müssen den Parteitag nutzen, um zu sagen: Das sind die Köpfe, die uns in die Landtagswahl führen und die an der Parteispitze stehen. Deswegen brauchen wir ein Personalkonzept. Der Kampf zweier Lager auf dem Parteitag würde uns nur schwächen.

Im Moment stehen sich diese Lager unversöhnlich gegenüber: Hier ein neun Jahre amtierender Parteichef mit einem schwachen Bundestagswahlergebnis; dort ein ungeduldiger Herausforderer, gegen den es massive Widerstände gibt. Wie wollen Sie dieses Dilemma auflösen?

Man muss zum Schluss alle daran erinnern, dass die CSU nicht aus einzelnen Personen besteht. Die CSU ist eine Gruppe von Gleichgesinnten, die nicht deswegen Politik machen, weil es eine Person XY gibt. Sondern weil es ihnen um Inhalte geht. Der Druck muss so groß werden, dass alle zusammenkommen müssen, weil die CSU sonst einen irreparablen Schaden erleidet.

Sie glauben wirklich noch an eine gemeinsame Lösung? Damit stehen Sie ziemlich allein da in der Partei.

Ganz einfach deshalb, weil es die Lösung geben muss. Wir werden bei der Landtagswahl alle brauchen: das konservative Lager, das liberale, das soziale und alle anderen, die wir in der Partei haben. Das war immer die Stärke der CSU: Wenn es darauf ankam, haben alle am selben Strang gezogen.

Die größten Zweifel herrschen ausgerechnet in der engsten Parteiführung, dass Markus Söder derjenige sein soll, der die CSU zusammenführt.

Bei uns haben noch niemals 100 Prozent in der Partei gesagt: Das ist unser Traum-Spitzenkandidat, der vereint alle. Edmund Stoiber hat als Generalsekretär und Innenminister auch sehr stark polarisiert. Und am Schluss hat er sich im Amt komplett gewandelt. Bei Horst Seehofer war es genauso. Auch da gab es am Anfang Vorbehalte und er hat im Amt die ganze Partei für sich eingenommen. Deswegen denke ich: Derjenige, der am Schluss Ministerpräsidentenkandidat ist, kommt nicht nur ins Amt, sondern das Amt kommt auch zu ihm. Ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Person auch zum Landesvater werden kann.

Also doch mit Söder in Wahl?

Es bleibt dabei: nach den Sondierungen. Daran halten wir uns auch als JU. Wir werden am Schluss alle Köpfe in der CSU brauchen. Es kann nicht sein, dass sich einer durchsetzt und die anderen auf der Strecke bleiben. Es muss eine Teamleistung sein.

Was muss bei den Sondierungsgesprächen herauskommen, damit sie für die CSU ein Erfolg sind?

Zunächst brauchen wir ein Regelwerk, das bei der Zuwanderung sicherstellt, dass 2015 nicht mehr vorkommen kann. Zum anderen brauchen wir ein Programm, das Ja sagt zur Zukunft, Ja zur Digitalisierung und Ja zur Bildung. Eines, das Deutschland endlich aktiv ins 21. Jahrhundert transferiert. Die Grünen waren immer unser Lieblingsfeind, unser Hauptgegner. Um das zu überwinden, braucht es eine große Vision, wohin dieses Jamaika-Bündnis will.

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